Liebe Zebrafreundinnen und –freunde, neulich dachte ich, dass viele Kinder (und auch Lehrer/innen) sich immer wieder über ein kreatives Schreibangebot freuen. Dabei glückt es meistens, wenn wir sie motivieren, mit Hilfe von Gedichten sprachlich experimentieren zu können. Am Beispiel von „Zebra“ und der „Winter-Weihnachts-Zeit“ möchte ich an einige beliebte Gedichtformen erinnern und viel Spaß dabei wünschen eigene Gedichte entstehen zu lassen. Als Themen eignen sich wie immer die Jahreszeiten, Geschehnisse, philosophische Betrachtungen oder aktuelle Anlässe.
Haiku – Gedichte
Diese Form des Kurzgedichts stammt aus Japan, wo es schon über 500 Jahre existiert.
Es hat nur drei Zeilen mit vorgeschriebener Silbenzahl;
- Zeile: 5 Silben
- Zeile 7 Silben
- Zeile wieder 5 Silben.
Beispiel 1: | Beispiel 2: |
ein schwarzgestreiftes | Kribbeln im Magen |
absolutes Lieblingstier | zwei Tage vor Weihnachten |
gefüllt mit Wörtern | dann – große Freude! |
In Verbindung mit einer bildnerischen Gestaltung können wahre Kunstwerke entstehen.
Wachsgedichte
Wie der Name sagt, wachsen diese Gedichte mit jeder Zeile um ein oder mehrere Wörter.
Nach der 4. Zeile kommt die Schlusszeile mit einer Art Zusammenfassung in einem oder
mehreren Wörtern.
Beispiel 1:
Buch
Buch mit Streifen
Buch mit Streifen und Texten
Buch mit Streifen und Texten und Überraschungen
Zebra!
Beispiel 2:
Advent
Advent mit Kerze
mit Kranz und vier Kerzen
mit Kranz und vier Kerzen und Plätzchenduft
freu dich!
Konstellation
Die Gedichtform der „Konstellation“ hat sich Eugen Gomringer ausgedacht.
Beispiel 1: | Beispiel 2: | ||
A | Zebra | Schnee | |
A | Zebra | Schnee | |
A + B | Zebra und Wörter | Schnee und Eis | |
B | Wörter | Eis | |
B + C | Wörter und Bilder | Eis und Kälte | |
A | Zebra | Schnee | |
A + C | Zebra und Bilder | ||
A + B + C | Zebra und Wörter und | Schnee und Eis und Kälte und | |
D | Bilder und glücklicher Leser | Trotzdem Schlittenfahrer! |
Das Rondell
Ein Rondell hat folgenden Gedichtaufbau: die Zeilen 1,4 und 7 sowie die Zeilen 2 und 8 sind gleichlautend. Alle anderen Zeilen (3, 5, 6) enthalten Ergänzungen oder Erweiterungen zum Gedichtinhalt; hier ein Beispiel:
A Tausende Schneeflocken fallen
B Komm einen Schneemann bauen
C oder sollen wir lieber Schneebälle werfen?
A Tausende Schneeflocken fallen
D Das Haus ist eingeschneit
E Der Schornstein hat eine Schneemütze
A Tausende Schneeflocken fallen
B Komm einen Schneemann bauen!
Meinen Kindern hat es immer viel Spaß gemacht, die Gedichte im Dialog oder „chorisch“ zu lesen. Dazu sitzen alle im Stuhlkreis. Ein Kind liest eine Zeile, die ihm gefällt, z. B. „B“ Das Haus ist eingeschneit. Ein anderes Kind im Kreis „antwortet“ mit Zeile A oder B und so geht es immer weiter. Alle Zeilen dürfen beliebig oft wiederholt werden. Dabei ändert sich die Form, aber es entsteht oft ein dialogische Rhythmus, der den Kindern großen Spaß macht.
Wenn wir beim Thema Schnee bleiben, bietet sich noch unbedingt ein Schneeball-Gedicht an, das ich gefunden habe!
Zeilenvorgabe:
Zeile 1 = 1 Wort |
Zeile 2 = 2 Wörter |
Zeile 3 = 3 Wörter |
Zeile 4 = 4 Wörter |
Zeile 5 = 5 Wörter |
Zeile 6 = 4 Wörter |
Zeile 7 = 3 Wörter |
Zeile 8 = 2 Wörter |
Zeile 9 = 1 Wort |
Advent
Kerze anzünden
mehr Kerzen anzünden
Kerzen anzünden und backen
Duft im Haus nach Honigkuchen
und dann aber warten
warten auf Weihnachten
Fest feiern
bald!
oder
Zebra |
Ganz gestreift |
Innen voll Geschichten |
Zum Lachen Träumen Staunen |
Für jeden etwas Passendes dabei |
und regt auch an |
zur eigenen Kreativität |
zum Sprachspiel |
Zapperlot! |
Das Akrostichon
Das Akrostichon, das vermutlich schon viele Kinder im antiken Griechenland gespielt haben, denn da kommt es her, beginnt damit, dass die Buchstaben eines Wortes untereinander geschrieben werden. Jeder dieser Buchstaben bildet dann den Anfang eines Wortes oder Satzes. Der Inhalt dieses Gedichts sollte dem Wort entsprechen:
Z Zauberhaftes
E Erlesen
B bei
R ruhigem
A Atem
W Wovon
i ich
N noch
T träume?
E Einem
R Riesenlebkuchen!
Herzlichst
Ihre Bettina Rinderle
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