Zebrafanclub
Schritt für Schritt. Alle kommen mit.
35

Elternkommunikation: Klarheit, Kooperation und gesunde Grenzen

In der heutigen Schule ist die Zusammenarbeit mit Eltern essenziell. Eltern sind wichtige Partner, wenn es darum geht, Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu fördern. Eine offene und transparente Kommunikation hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und gemeinsam Lösungen zu finden. Doch oft verschwimmen dabei die Grenzen. Eltern erreichen euch zu jeder Tages- und Nachtzeit per Mail, auf dem Parkplatz vor der Schule oder sogar in eurer Freizeit. Dies alles kann dazu führen, dass ihr euch ausgebrannt und überfordert fühlt.
In einer Forsa-Umfrage sagt jede fünfte Lehrkraft, dass die Zusammen­arbeit mit Eltern eine der größten Heraus­forderungen ist.

Wie findet ihr den richtigen Weg, um im Austausch mit den Eltern zu sein und dabei eine klare Grenze zu eurer Freizeit zu ziehen? Hier einige Anregungen, die helfen können.


Gesunde Grenzen in der Elternkommunikation sind wichtig

Die Idee, als engagierte Lehrkraft immer erreichbar zu sein, ist weit verbreitet. Doch immer für andere ansprechbar zu sein, kann langfristig euren Stresspegel erhöhen und zu gesundheitlichen Problemen führen. Die „entgrenzte Arbeitszeit“ – also die Erreichbarkeit zu jeder Tageszeit – ist einer der Hauptfaktoren, die zum Burnout führen können. Wenn du deine Arbeitszeit und deine Freizeit nicht bewusst voneinander trennst, gibt es irgendwann keinen Feierabend mehr für dich.

Daher: Setze klare Grenzen. Diese Grenzen schützen deine eigene Energie und damit auch deine Fähigkeit, engagiert und motiviert im Klassenzimmer zu stehen. Denn nur wenn du auf deine eigenen Bedürfnisse achtest, kannst du langfristig eine gut gelaunte und inspirierende Lehrkraft für deine Schülerinnen und Schüler sein.


Wie du deine Grenzen setzen kannst

Grenzen zu setzen bedeutet nicht, dass du die Zusammenarbeit mit Eltern vernachlässigst – ganz im Gegenteil. Klare Regeln sorgen für einen strukturierten Austausch, bei dem du vorbereitet und ausgeruht Gespräche führen kannst. Überlege dir im Vorfeld, wie du dir die Kommunikation wünschst, und kommuniziere das aktiv. Besonders unterstützend ist es, wenn sich das ganze Schulteam auf gemeinsame Kommunikationsregeln einigt – analog und digital.

Wähle deine Kommunikationskanäle bewusst:

Entscheide, über welche Kanäle du mit Eltern kommunizieren möchtest. Möchtest du deine private Nummer herausgeben? Oder legst du dir lieber ein dienstliches Handy zu, das du nur zu bestimmten Zeiten anschaltest? Das musst du vermutlich aus eigener Tasche bezahlen – aber aus der Erfahrung mit meinen Klient:innen kann ich dir sagen, dass dieses Geld gut investiert ist. Viele Lehrkräfte bevorzugen den Austausch per E-Mail oder über das Sekretariat der Schule. Definiere für dich, was für dich akzeptabel ist, und bleibe dabei konsequent.

Klare Elternkommunikation: Wähle den Kommunikationskanal bewusst

Lege Zeiten für deine Erreichbarkeit fest:

Eltern können dir grundsätzlich jederzeit eine E-Mail schreiben, aber du musst nicht sofort antworten. Um dich selbst zu entlasten, solltest du klare Bürozeiten definieren, zu denen du Mails beantwortest oder Telefongespräche führst. Viele Lehrkräfte entscheiden sich, am Wochenende oder nach einer bestimmten Uhrzeit keine dienstlichen Mails mehr zu lesen – und das ist völlig legitim. Überlege auch, ob eine automatische Antwort dir helfen könnte, diese Zeiten zu verdeutlichen.

Setze realistische Erwartungen:

Eltern und Schülerinnen und Schüler verstehen deine Regeln besser, wenn du sie offen und klar kommunizierst. Vielleicht kannst du beim Elternabend ein paar Minuten darauf verwenden, deine Erreichbarkeit und die bevorzugten Kommunikationswege zu erklären. Beispielsweise könntest du sagen: „Ich lese E-Mails in der Regel werktags von 8 bis 16 Uhr und antworte innerhalb von zwei Werktagen. Für dringende Anliegen erreichen Sie mich über das Sekretariat.“


Klare Elternkommunikation – warum Transparenz hilft

Grenzen zu setzen bedeutet nicht, abweisend oder unfreundlich zu wirken. Vielmehr geht es darum, deine Zeit und Energie für deine Arbeit bewusst zu planen und dir damit auch Zeit für Erholung zu sichern. Eltern werden selten absichtlich deine Grenzen überschreiten – oft wissen sie schlicht nicht, was für dich zu viel ist. Wenn du deine Regeln offen erklärst, hilfst du ihnen, ihre Erwartungen an dich anzupassen.

Ein Satz, der dich dabei unterstützen kann, deine Erwartungen klar zu äußern, ist dieser:  „Heimliche Wünsche werden un-heimlich selten erhört!“ Das bedeutet, dass unausgesprochene Regeln leicht ignoriert werden, weil andere Menschen – wie die Eltern – sie schlicht nicht kennen.

Und falls sich das am Anfang noch ungewohnt für dich anfühlt, deine Erreichbarkeit zu begrenzen, mache dir klar:
In anderen Berufen ist das völlig normal.
– In deiner Autowerkstatt erreichst du niemanden, wenn du nach 18 Uhr anrufst.
– Dein Zahnarzt hat am Wochenende geschlossen.
– Und beim Finanzamt bekommst du nur zu bestimmten Uhrzeiten eine Auskunft.
Das ist völlig normal und hat gute Gründe – und du kannst das selbstverständlich auch auf deine Arbeitszeit anwenden.

Elternkommunikation: Feste Zeiten festlegen

Was du für dich selbst tun kannst

Eine klare Kommunikation und das Setzen von Grenzen sind Formen der Selbstfürsorge. Wenn du aktiv entscheidest, wie und wann du erreichbar sein möchtest, bewahrst du deine Kraft für die Aufgaben, die dir wirklich wichtig sind – den Unterricht und die Arbeit mit deinen Schülerinnen und Schülern.

Gleichzeitig schützt du dich vor der Gefahr, dass deine persönliche Zeit ständig durch Arbeitsanfragen unterbrochen wird. Diesen bewussten Umgang mit deiner Arbeitszeit kannst du dabei nicht nur als Einzelperson, sondern auch gemeinsam im Kollegium entwickeln und so nach außen hin einheitliche Regeln schaffen.

Und last but not least: Wenn du aktiv dafür sorgst, dass deine Freizeit nicht unterbrochen werden kann durch Nachrichten von Eltern, gelingt dir das Abschalten nach Schulschluss viel leichter.

Klare Elternkommunikation ist eine Form der Selbstfürsorge.

Fazit: Grenzen ziehen – für deine Gesundheit und für deinen Erfolg

Gesunde Grenzen helfen dir, langfristig mit Freude und Kraft zu unterrichten. Auch wenn es am Anfang Überwindung kostet, klare Erwartungen zu formulieren, wirst du sehen, dass dir diese Klarheit hilft, entspannter und effizienter zu arbeiten. Die Zusammenarbeit mit Eltern bleibt ein wichtiger Teil deiner Arbeit – aber sie sollte nicht deine Freizeit dominieren.

Denke daran: Nur wenn es dir selbst gut geht, kannst du gut für andere da sein. Deshalb ist es wichtig, dass du deine Grenzen kennst und sie schützt. Denn genau davon profitieren langfristig auch die Schülerinnen und Schüler.


Download

35 Personen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Danke!

Über die Autorin

Martina Schmidt

E-Mailadresse: martina@diekleinepause.de Website: www.diekleinepause.de/ Berufliche Tätigkeit: 25 Jahre habe ich in ganz verschiedenen Bereichen von Schule gearbeitet: Als Grundschullehrerin, in der Lehrkräfteausbildung und -fortbildung. In dieser Zeit habe ich immer und überall engagierte Kolleg:innen getroffen, die für unseren Beruf brennen – und dabei auch manchmal ausbrennen. Seitdem ich selbst auch einen Burnout erlebt habe, beschäftige ich mich mit der Frage: Wie können wir es schaffen, in unserem schönen und herausfordernden Beruf gelassen, gesund und gut gelaunt zu bleiben? In meinem Podcast „die kleine Pause“ teile ich alltagstaugliche Anregungen zu aktiver Selbstfürsorge, klarer Selbstorganisation und Praxis-Tipps für entspanntes Unterrichten. Als Coach und Resilienztrainerin unterstütze ich Lehrkräfte dabei auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden im (Schul-)Alltag. Schaut doch mal auf Die kleine Pause vorbei! Was mir privat Spaß macht: Ich lebe mit meinem Mann und unseren beiden erwachsenen Söhnen mitten im schönen Sauerland. Seit fast 3 Jahren wird unsere Familie verstärkt durch einen kleinen Italiener: Unser Hund Tobi, ein Podenco-Mix aus dem Tierschutz. Ich bin totaler Hunde-Fan und genieße die langen Spaziergänge bei Wind und Wetter, witziges Trick-Training und gemütliche Kuschelzeit mit Tobi. Wenn dann noch Zeit bleibt, tanze und singe ich, praktiziere Yoga, genieße gutes Essen und gehe ins Kino oder Kabarett. Eigentlich könnte ich immer in Bewegung und aktiv sein. Ich habe aber gemerkt, dass mir kleine Pausen zwischendurch richtig guttun. Deshalb integriere ich Entspannungs-Rituale in meinen Alltag: Von der kleinen Atemübung bis zum Mittagsschläfchen. Mein Motto ist: „Schultern runter. Lächeln. Atmen.“

Hinterlasse einen Kommentar

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und verstanden.

Nach oben