Blitzlesen – Im Zebragalopp das Lesen trainieren
Auf die Plätze. Fertig. Los! Blitzschnell wird die Sanduhr umgedreht und das Lesen beginnt. Schon seit vielen Jahren trainieren die Kinder meiner Lerngruppen das Lesen mit der Methode Blitzlesen. Diese Methode ist so einfach, wie wirkungsvoll und ist quasi eine echte Schubrakete in Richtung Leseflüssigkeit. Aber nun erst einmal der Reihe nach.
Die kindliche Leseentwicklung: Wie beginnt das Lesen?
Wenn Kinder mit dem Lesen beginnen, ziehen sie zunächst Buchstaben zu Silben und Wörtern zusammen. Das ist ziemlich mühsam und bedarf viel Übung. Lesen lernt man nur indem man liest. Ganz klar.
Dieser Dekodierprozess verlangt viel Gehirnkapazität. Zeitgleich muss in einer angemessenen Geschwindigkeit gelesen werden, damit der Inhalt auch aufgenommen werden kann. Noch mehr Denkaktivität. Wenn sowohl das Dekodieren der einzelnen Wörter, als auch die Lesegeschwindigkeit stimmen, kann der gelesene Text auch verstanden werden.
Was ist Blitzlesen?
Beim Blitzlesen werden „kleine Wörter“, die sehr häufig in gesprochener uns geschriebener Sprache genutzt werden, mit einem Blick erfasst. Sie werden so zu sagen „auswendig gelernt“ und das mühsame Dekodieren entfällt. Durch dieses Lesetraining können die Kinder Texte besser lesen, da sie auch hier diese Wörter wiedererkennen und flüssig lesen können.
Was braucht man zum Blitzlesen?
- Wortkarten: Die Wortkarten gibt es unten im Download. Ich drucke diese Karten auf Pappe, schneide sie aus und lege sie in eine beschriftete Schachtel.
- Eine Sanduhr (eine Minute): auch die Sanduhr kommt zu den Wortkarten in die Blitzleseschachtel. Dann muss nicht lange gesucht werden und alles ist direkt griffbereit.
- Einen Blitzlesepass: Auch den Blitzlesepass gibt es im Download für kleinere und größere Schrift. Einfach ausschneiden, an der Klebestelle zusammenkleben und wie eine Ziehharmonika falten. Bei den Kindern meiner Lerngruppe wird das normalerweise ziemlich krumm und schief, aber das ist hier wirklich nicht so wichtig. Hauptsache der Name steht drauf 😊
- Ein Partnerkind: ganz wichtig!
Tipp: Schaut euch dieses Video von Mrs. Rupäd an, wenn ihr euer Blitzlesematerial digital erstellen möchtet.
Wie geht Blitzlesen?
Die Kinder setzen sich gegenüber an einen Tisch. Die Sanduhr wird umgedreht. Ein Kind zeigt nacheinander die Wortkarten, das andere Kind liest blitzschnell so viele Wörter wie möglich.
Wie viele Karten konnten gelesen werden?
Die Anzahl und das Datum werden in den Blitzlesepass eingetragen.
Nun wird gewechselt und das Partnerkind liest.
Wie oft wird Blitzlesen trainiert?
Blitzlesen kann so oft trainiert werden, wie es passt und für die Kinder sinnvoll ist. Wichtig ist, dass ein Blitzlesedurchlauf nicht mehrmals pro Tag stattfindet.
Diese Methode ist auch wunderbar geeignet, um in der Freiarbeit, im Wochenplan, als Zusatzaufgabe, in einen Lernweg integriert, zu Hause oder im Freizeitbereich (Hort) trainiert zu werden. Ganz schnell und ganz effektiv, immer mal zwischendurch.
Für wen ist Blitzlesen geeignet?
Blitzlesen ist für Kinder geeignet, die auf Wortebene lesen können. Ich setze es von der 1. bis zur 3. Klasse ein, bei Kindern mit LRS oder noch geringen Deutschkenntnissen auch in den höheren Klassen.
Das Blitzlesen hat einen hohen Aufforderungscharakter und verleiht tatsächlich galoppierende Zebrahufe: Die Kinder sind extrinsisch motiviert, das ist wirklich nicht zu unterschätzen.
Sie messen sich an sich selbst und können Ihre Lesefortschritte schwarz auf weiß im Lesepass mitverfolgen.
Wichtig: Die Kinder lesen nicht bei jedem Durchgang mehr Wortkarten. Manchmal stagniert die Anzahl. Das ist aber gar kein Problem. Wenn sich die Kinder den vollständig gefüllten Lesepass am Ende anschauen, sehen sie genau, dass sie riesige Fortschritte gemacht haben.
Wie kann differenziert werden?
Ich habe Blitzlesekästen mit unterschiedlich vielen Wortkarten in der Staffelung 20, 50, 100 und 200. Das hat den Vorteil, dass die Kinder motiviert bleiben und auch die Handhabung für die kleinen Händchen machbar bleibt. Zudem wiederholen sich im nächsten Kästchen einige Wortkarten. Das gibt Sicherheit.
Ich starte immer mit sehr kleinen, sehr häufig vorkommenden Wörtern.
Viel Spaß beim Blitzlesen!
Welche Fortschritte machen die Kinder eurer Lerngruppen?
Wie setzt ihr das Blitzlesen ein?
Ich bin gespannt – schreibt doch gerne in die Kommentare.
Hier findet ihr einen weiteren Lesepass, um die Lesegeläufigkeit zu fördern. Schaut doch mal vorbei.
Folgt dem Zebra-Team für weitere Tipps gern auf Instagram unter zebra_franz. Wir freuen uns auf eure Kommentare.
17 Kommentare
Hi, eine super Idee!! Warum sollte es nur einmal täglich gemacht werden? Lg Anne
Liebe Anne, ich übermittle dir an dieser Stelle die Antwort von Carolin Gerdom-Meiering, der Autorin: Das Lesetandem ist eine Trainingsmethode. Wie bei jedem Training sollten die Einheiten zeitlich begrenzt und regelmäßig stattfinden. Die Fachliteratur ist da bei 15 Minuten/ 3 Tage. Das kann natürlich auch (je nach Lerngruppe/ Kind) anders aussehen. Die Methode ist aber gerade für 1./2. Klässlerinnen nicht leicht und lesen auch anstrengend. Natürlich dürfen und sollen Kinder viel lesen, wenn sie möchten. Da muss man ein gutes Gleichgewicht finden. Ich würde das „Lesetandem“ nicht „überstrapazieren“. Da gibt es ja noch andere Möglichkeiten.
Lieber Gruß
Heike
Hallo,
danke für diesen Beitrag und das Material.
Eine Frage. Du schreibst, du hast die Kärtchen in verschieden große „Haufen“ sortiert. Erst 20 Karten, dann 50 – 100 – 200.
Die Wörter würden sich wiederholen.
Ich verstehe das nicht richtig. Hast du die Wortkärtchen dann immer wieder von „vorne“ genommen? Sprich die erste Seite der Kopiervorlage kommt in d, 20er, 50er, 100er und 200er Haufen vor?
Liebe Grüße
Liebe Nela, ganz genau so. Wenn sich die Karten wiederholen, können die Kinder schon bekannte Wörter ganz schnell erfassen. Das gibt Sicherheit und Motivation für die neuen Wörter.
Liebe Grüße Carolin
Hallo,
vielen lieben Dank für die tollen Wortkärtchen. Gibt es bald noch mehr aus dem Grundwortschatz? Das wäre toll.
LG Bianca
Liebe Bianca, es ist total wichtig, dass Kinder die Wörter des Grundwortschatzes üben. Für das Blitzlesen sind diese Wörter allerdings nicht geeignet, da es hier ja um kleine, sehr häufig vorkommende Wörter handelt, die direkt erfasst werden sollen. Die Wörter des Grundwortschatzes sind ja länger. Die für das Blitzlesen ausgewählten Wörter sind überwiegend aus den Grundwortschätzen der einzelnen Bundesländer.
Liebe Grüße Carolin
Hallo, ich freu mich grad sehr über das Material. Ich muss jetzt auch nochmal nachfragen: Wenn beide Kinder einmal gelesen haben, was dann? Fangen sie von vorn an und versuchen, mehr Wörter zu lesen, und nach z.B. 10 min wird die höchste Anzahl aufgeschrieben? Oder liest jeder nur einmal? Liebe Grüße von Imke
Hallo Imke, hier kommt die Antwort von Carolin: Jedes Kind liest einmal pro Tag. Es ist ein regelmäßiges Training für jeden Tag.
Hilft dir das?
Liebe Grüße
Heike
Hallo Hilke, ja, hab’s verstanden, vielen Dank!
Oh Mann, Heike natürlich, entschuldige
;) Hauptsache, die Antwort hat geholfen.
Liebe Grüße
Heike
Herzlichen Dank! Genauso etwas habe ich gesucht.. LG!
Toll dass es so nützlich für Sie ist.
Herzliche Grüße
Heike vom Zebrafanlcub-Team
Hallo,
Vielen Dank für die Materialien.
Wie ist das Ziel dieser Übung, also wie viele Wörter sollten denn die Kinder im Idealfall etwa in einer Minute lesen können?
Vielen Dank für die Rückmeldung!
Liebe Grüsse
Liebe Cora, ich übermittle dir die Antwort direkt von der Autorin, von Carolin:
Im inklusiven Deutschunterricht und auch in der Zebraphilosophie geht es um das erfolgreiche Lernen und um einen individuellen Wachstumsprozess.
Das Blitzlesen ist ein Training und die Kinder werden im Laufe der Zeit beim Blitzlesen immer schneller, sprich, sie lesen immer mehr Wörter pro Minute. Nicht bei jedem Durchlauf aber kontinuierlich. Eine Maßgabe für einen Idealfall ist nicht zielführend. Jedes Kind lernt in seinem Tempo und seine Art und Weise und das ist gut so. Schritt für Schritt, kommen alle mit.
Hilft dir das weiter?
Liebe Grüße
Heike vom Zebrafanclub-Team
Liebe Heike
Vielen Dank für deine Antwort. Das kann ich alles nachvollziehen und ist natürlich auch klar. Dabei geht es mir jedoch nicht, darum dass jedes Kind in der gleichen Zeit zu einer bestimmten Massangabe gelangen, sondern um eine operationale Zielsetzung. Ihr könnt sicher alle nachvollziehen, dass die Zielsetzung „lies so viele Wörter wie möglich in einer Minute.“ o.ä. nicht so sehr einer SMARTen Zielsetzung entspricht. Was ist den gemeint mit so vielen Wörtern wie möglich? Dem Kind wird dabei nicht klar, wohin es gelangen sollte. Dabei muss das Ziel natürlich für jedes Kind in motivierende Zwischenschritte gebrochen und an den Lernstand abgepasst werden.
Mich würde lediglich interessieren im welchem Bereich die Anzahl Wörter liegt, damit das Lesen flüssig ist?
Liebe Grüsse
Cora
Liebe Cora,
das Lesetraining sollte durch eine regelmäßige Diagnostik begleitet werden. Hier bietet sich die Lesegeschwindigkeitsanalyse des Potsdamer Lesetests (PLT) an. Den nutze ich in meiner Lerngruppe. Zum PLT findest du auch hier im Zebrafanclub einen Beitrag.
https://zebrafanclub.de/potsdamer-lesetest-vorbereitung-zebra-lese-fitness-test/
Vertiefend empfehle ich immer diese Fachliteratur weiter:
https://www.friedrich-verlag.de/shop/lesefluessigkeit-foerdern-11073
Dir einen guten Start im neuen Jahr und alles Gute!
Liebe Grüße
Caro