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Die Elternsprechstunde: Auch holprige Elterngespräche optimal meistern.

Elterngespräche, die aus dem Ruder gelaufen sind, Anschuldigungen, Beleidigungen. Damit das einmalig im Elterngespräch bleibt und es künftig auch bei schwierigen Themen ruhig zugeht, gibt es heute Tipps für den Ablauf und magische Worte und Sätze.


Neben dem alltäglichen Elterngespräch, bei dem sich die Eltern über den Leistungsstand ihres Kindes informieren oder sich Rückmeldung holen, ob ihr Kind sozial gut eingebunden ist, gibt es immer wieder besondere Gespräche. Wenn Eltern im Vorfeld Grenzen überschritten haben oder der Lehrkraft Dinge unterstellen, die dort keinen Platz haben, herrscht schnell schlechte Stimmung und auf beiden Seiten wird es schwierig, die richtigen Worte zu wählen, um wieder zueinander zu finden.

Ganz egal, um welche Thematik es sich handelt, sei es die aus Elternsicht unfaire Benotung einer Arbeit, der Unterrichtsstil oder das Maß der Hausaufgaben, sobald jemand mit einer Konfrontation durch die Tür tritt, wird es schwer, gehört zu werden. Und gegenseitig gehört zu werden ist ganz elementar für einen Kompromiss bzw. für eine Lösung der Situation. Ich möchte euch deshalb sowohl einen möglichen Ablauf als auch magische Sätze an die Hand geben, um sicher durch solche Gespräche zu manövrieren.


Eine gute Vorbereitung der Elternsprechstunde ist (fast) alles

Die Vorbereitung ist der erste Schritt zum gelingenden Gespräch. Sammelt alle notwendigen Informationen zusammen und legt sie chronologisch und datiert in eine Mappe. Dazu zählen Noten, Verhalten, Notizen über besondere Vorkommnisse und eine Dokumentation über die jeweiligen Fort- oder Rückschritte. Auch das Hausaufgabenheft des Kindes ist für das Gespräch von Nutzen, falls dort Kommunikation von Lehrerseite notiert ist.

Auch ein Blick ins Hausaufgabenheft ist für die Elternsprechstunde wichtig.

Transparenz bezüglich der Dokumentation und auch der Unterrichtsstrategie im späteren Gespräch zeigt den Eltern, wie ihr arbeitet und bewertet. Wie auch im regulären Elterngespräch ist es wichtig, einen ungestörten Raum zu suchen und diesmal viel Zeit einzuplanen, um sicher am Ende ans Ziel zu kommen und nicht von der nächsten Unterrichtsstunde unterbrochen zu werden.


Das Mindset

Noch bevor die Eltern den Raum betreten, ist es wichtig, das entsprechende Mindset zu wählen. Man muss sich vor Augen führen, dass beide Seiten nur das Beste für das Kind wollen und dementsprechend mögliche Belastungen für das Kind dem Lehrer zur Last gelegt werden. Die jeweilige Argumentation der Eltern ist immer für das Kind und nicht gegen den Lehrer. Wenn man sich das immer wieder ins Gedächtnis ruft, ist es oftmals leichter, sachlich zu bleiben und sich nicht persönlich angegriffen zu fühlen.

Das Ziel

Um konstruktiv bleiben zu können und schnell zur Lösung zu gelangen, ist es vonnöten, ein klar gestecktes Ziel vor Augen zu haben. Überlegt bereits vorher, welche Argumente die Eltern verwenden werden und inwiefern sie entkräftet werden können oder müssen oder wo sie in ihren Aussagen bekräftigt werden können oder ein gemeinsamer Kompromiss zu finden ist. Das Ziel kann auch gerne entweder als solches oder als Fragestellung oben auf dem Gesprächsprotokoll vermerkt werden.

Wichtig sind klare Ziele in der Elternsprechstunde

Der Ablauf der Elternsprechstunde

Die Eröffnung des Gesprächs

Auch wenn von vornherein klar ist, dass das Thema des Gesprächs eher brenzlig ist und auch wenn bereits böse Worte gefallen sind, so soll dem neuen Termin die Möglichkeit geschenkt werden, nochmal auf neutralem Terrain zu starten. Ein freundliches „Hallo, wie geht es Ihnen? Haben Sie direkt einen Parkplatz finden können?“ als Smalltalk-Einstieg oder ein „Schön, dass wir heute nochmal aufeinandertreffen und das Thema in Ruhe zusammen klären können. Es ist mir sehr wichtig, dass wir gemeinsam eine für alle passende Lösung finden“ zeigt, dass von Lehrerseite keine Missgunst besteht und alle vorangegangenen Aussagen vorerst vergessen sind.

Im Anschluss an die Begrüßung wird kurz der Ablauf besprochen, bevor es an die Lösung des Problems geht. So können zuerst relevante Schülerunterlagen gemeinsam durchgesehen werden und im Anschluss dann Strategien oder Maßnahmen besprochen werden, um die Situation zu verbessern.

Nach der Besprechung des Ablaufs könnt ihr nochmal bekräftigen, dass euch viel an dem Kind und der Lösung des Problems liegt: „Mir ist wichtig, dass wir beide das Beste für (Name des Kindes) wollen. Schön, dass wir heute hier zusammengekommen sind, um eine gemeinsame Lösung zu finden.“ Diese bewusste Doppelung zum Anfang zeigt den Eltern nochmals, dass es um ein Miteinander und kein Gegeneinander geht und auch der positive Ton soll die Stimmung für das anstehende Gespräch festigen und unterstreichen, dass man ebenfalls auf der Seite des Kindes steht.

Eine freundliche Atmosphäre ist wichtig in der Elternsprechstunde.

Das Gespräch

Lasst zuerst die Eltern sprechen. Hört den Eltern aufmerksam zu, wo genau die Ängste oder Sorgen liegen, die damit verbunden sind. Fasst dann zusammen, was ihr verstanden habt und beginnt dann erst, eure Argumente vorzubringen. Ein magisches Wort, um damit aber nicht diejenigen der Eltern zu untergraben, sondern gleichwertig anzusehen, ist und. Ein Aber entkräftet oftmals das vorher gesagte und wirkt wie ein Blocker. Probiert es mit einem Und, welches die vorher gegebene Aussage so stehen lässt und zusätzlich eine weitere Perspektive anfügt. Praktisch kann das in der ungünstigen Variante so aussehen: „Ich verstehe Sie, aber Sie müssen auch meine Sichtweise kennen.“ Mit einem Und kann das ganze besser gelöst werden. „Ich verstehe Sie und es ist trotzdem wichtig, dass Sie auch mir zuhören.“ Damit stehen beide Aussagen, auf gleicher Höhe und die Wirkung ist eine ganz andere.

Erklärt sachlich und klar eure Vorgehensweise in der Thematik, erläutert euren Unterrichtsstil und mit welchem Ziel ihr auf eine bestimmte Art und Weise vorgeht. Bleibt dabei offen für Anregungen oder andere Sichtweisen. Fragt gezielt nach, wie ein bestimmter Vorschlag im Unterricht umzusetzen ist oder wie sich die Eltern ihre Idee in der Umsetzung vorstellen.


Die Zielformulierung

Sobald dann alle Aussagen auf dem Tisch sind und nochmals von euch zusammengefasst wurden, geht es an die Lösungsfindung. Dabei sollte wiederum den Eltern der Vortritt gelassen werden mit diesem magischen Satz: Wie sehen Sie das? Wie können wir (Name des Kindes) zusammen am besten helfen? Ein Problem auszusprechen trifft oft auf sofortige Gegenwehr. Fügt man aber den oben genannten Satz an, sind die Eltern Teil des Lösungsprozesses und eher daran interessiert, gemeinsam Lösungen zu finden. Auch in „normalen“ Sprechstunden kann es helfen, kleinere Probleme anzusprechen: „Ich habe beobachtet, dass (Name des Kindes) in letzter Zeit oft Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren. Wie sehen Sie das?“

Das bringt die Eltern zum Nachdenken und verschafft ihnen auch Zeit mit der Antwort. Hört den Eltern dann aktiv zu und schildert eure Sichtweise in Unterstützung der Worte der Eltern. Sucht dann gemeinsam mit den Eltern nach Lösungen und bindet sie ein: „Wie könnten wir (Name des Kindes) am besten unterstützen? Was halten Sie von dieser Idee: …?“

Fühlen sich alle abgeholt, ist oftmals die unsichtbare Mauer schon eingerissen. Geht immer den konstruktiven Weg, zeigt keine Verteidigungshaltung, sondern, dass ihr lösungsorientiert und offen für den Dialog seid.


Die Perspektive

Ist das Gespräch dann erfolgt und die verschiedenen Punkte wurden geklärt, geht es darum, eine Perspektive zu geben: „Ich werde (Name des Kindes) in den folgenden 3 Wochen sehr intensiv beobachten und sehen, wie es ihm/ihr mit dieser Veränderung geht. Sollte weiterer Handlungsbedarf bestehen, nehme ich gerne nochmal Kontakt auf. Ich freue mich auch sehr über Ihre Rückmeldung. Wollen wir dafür nochmal einen Termin vereinbaren?“

Auf diese Weise geben Sie beide der Veränderung Raum und dem Kind Zeit, sich an die neue Situation anzupassen, falls es um eine konkrete Änderung im Schulalltag des Kindes geht. Ist es hingegen eine Frage nach unfairer Benotung oder ein anderer Grund, fällt dieser Anschlusstermin natürlich weg.


Unerwartetes im Gespräch der Elternsprechstunde

Notbremse ziehen

Werden die Eltern im Gespräch allerdings unverschämt oder laut, ist es an der Zeit, das Gespräch sofort zu beenden. Dann hilft der Satz: „Ich merke, dass wir gerade einen Punkt erreichen, bei dem ich mich nicht mehr wohl fühle. Ich beende das Gespräch hiermit und lade Sie ein, zu einem erneuten Termin gemeinsam mit der Schulleitung nochmals mit mir an den Tisch zu kommen.“

Emotionen im Gespräch

Reden sich die Eltern in Rage oder werden schnell kritisch, ist es unumgänglich, Ruhe zu bewahren, um das Gespräch professionell und produktiv zu gestalten. Werden die Eltern emotional, ist auch hier Verständnis oberste Priorität: „Ich sehe, dass Ihnen das Thema sehr wichtig ist. Wollen wir kurz eine Pause machen, bevor wir uns weiter der Lösungsfindung widmen?“ Gebt den Eltern und ihren Gefühlen Freiraum, oftmals liegen auch hinter verbalen Angriffen auf Lehrkräften tiefere Probleme, die dann im Gespräch zutage kommen.


Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig für das besondere Gespräch wappnen. Ruhe, Transparenz und das gemeinsame Ziel für die Schülerin/den Schüler sollen die Leitlinien des Gesprächs bilden. Im letzten Teil meiner Serie gehe ich speziell auf das Fördergespräch ein. Dies kann sehr knifflig sein, wenn die Eltern und die Lehrkraft verschiedene Sichtweisen auf das Kind haben. Aber mit Übung und den richtigen Formulierungen ist auch das gut zu meistern!

Viel Erfolg für Gespräche jeglicher Art

Eure Julia Priller

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Über die Autorin

Julia Priller

Berufliche Tätigkeit: Ich arbeite seit drei Jahren an einer Grundschule in Regensburg und bin Klassenleitung einer vierten Klasse und auch Betreuungslehrkraft einer Referendarin. Schon seit dem Referendariat sind die Bereiche Zuhören im Deutsch- als auch im Englischunterricht zu meinem Steckenpferd geworden. Mit großer Begeisterung bereite ich für meine Klassen Hörspuren in Form von Kriminalfällen oder Eroberungen anderer Welten vor. Durch die große kulturelle Vielfalt an meiner Schule können die Schüler vor allem im Fremdsprachenunterricht immer wieder den Bogen zu ihrer Muttersprache schlagen und sind mit Eifer bei der Sache. Was mir privat Spaß macht: Von Natur aus habe ich eine Menge Energie und kann mich kaum ruhig halten. So besteht mein Tag außer dem Unterricht und der Vorbereitung dessen auch aus den Treffen mit meinen Freunden, regelmäßigen Yoga- und Klavierstunden und viel Zeit auf der Suche nach dem neuen, perfekten Reiseziel, da das Reisen eine sehr große Leidenschaft von mir ist.

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