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Die Konzeption der Zebra-Lautgebärden einfach erklärt – eine Übersicht

Liebe Zebrafans, die Lautgebärden wurden für Zebra 2024 überarbeitet. Deshalb aktualisierten wir auch die Übersicht zur Konzeption der Lautgebärden. Diese Übersicht eignet sich für Lehrerinnen und Lehrer zum Verständnis, für Personen aus dem Bereich der Förderpädagogik und auch für Eltern, die die Arbeit mit Lautgebärden gerne zu Hause weiterführen und vertiefen möchten.

Konzeption der Zebra-Lautgebärden

Die Idee hinter den Lautgebärden, die auf einer Zusammenstellung vorhandener Lautgebärden von Christine Mann als auch der Entwicklung neuer Gebärden durch Frau Prof. Cordula Löffler / PH Weingarten beruhen, könnt ihr im Artikel Lautgebärden in der Grundschule – Lernen mit Kopf, Herz und Hand nachlesen. Dort findet ihr eine Lautgebärdenkartei im Format A5, die die Lautgebärde wahlweise als Illustration oder Foto darstellt. Außerdem sind das passende Lautbild, der Buchstabe/die Buchstabenverbindung als auch der Film zum Ausführen der Gebärde auf den Kärtchen verortet.

So können sämtliche Zebra Lautgebärden als Video angeschaut, besprochen und nachvollzogen werden. Die Arbeit mit Lautgebärden unterstützt den Schriftspracherwerb insbesondere dann, wenn diese häufig und abwechslungsreich in den Unterricht einbezogen werden.

Folgende Änderungen wurden an den Gebärden gegenüber der Ausgabe 2018 ausgeführt:

  • Es wurde mit zwei anderen Kindern gearbeitet.
  • Die Ausführung der Gebärden wurde verbessert.
  • Einige Lautgebärden wurden geändert (P, W, Sch, M).
  • Eine Gebärde für ch wie in Milch wurde zugefügt.
  • Die Gebärde für Äu wurde entfernt, da es lautlich nicht vom Eu zu unterscheiden ist.
  • Die Gebärde für Pf wurde entfernt, da es kein Basisgraphem darstellt, zu denen die Lautgebärden entwickelt wurden.
  • Es gibt nun zu jeder Lautgebärde eine Illustration, ein Foto sowie ein Video, welches Gebärde und Anlautbild kombiniert.

Unterschiedliche Herangehensweisen an die Erstellung von Lautgebärden

Die Zebra-Lautgebärden wurden nach möglichst einheitlichen, nachvollziehbaren Kategorien erstellt bzw. zusammengestellt. In der Übersicht im Download finden sich Erklärungen, um die Konzeption der einzelnen Gebärden zu verstehen. Aspekte sind dabei phonetischer, graphematischer und semantischer Natur. Bei der Erstellung wurden folgende Fragen berücksichtigt:

1. Phonetische Herangehensweise

  • Wie wird der Laut realisiert?
  • Welche Laute klingen ähnlich und wie unterscheiden sie sich in der Artikulationsweise?

Laute können auf verschiedene Arten realisiert werden Für die Laute der deutschen Sprache sind folgende Artikulationsarten wichtig:

  • Plosive (Verschlusslaute), z. B. /p/, /b/: Der Mundraum wird völlig blockiert und anschließend wieder geöffnet.
  • Frikative (Reibelaute), z. B. /f/, /ch/: Im Mund- oder Rachenraum wird eine Verengung gebildet. Es entstehen Reibegeräusche.
  • Nasale, z. B. /m/, /n/: Im Mundraum wird ein Verschluss gebildet, die Luft entweicht durch die Nase.
  • Laterale (Seitenlaute), /l/: Der Mundraum wird nur in der Mitte verschlossen. Die Luft entweicht an den Seiten.

Laute können an verschiedenen Orten realisiert werden:

  • zwischen beiden Lippen ( z. B. /p/)
  • zwischen Unterlippe und oberer Zahnreihe (z. B. /w/)
  • am Zahndamm (z. B. /l/),
  • am Gaumen (z. B. /ch/ oder /g/),
  • am Gaumenzäpfchen (z. B. /r/),
  • in der Stimmritze (z. B. /h/).

Zudem unterscheidet man stimmhafte (z. B. /d/) von stimmlosen (z. B. /t/) Lauten.

Die phonologische Herangehensweise ist in den Zebra-Lautgebärden am häufigsten vertreten, da hier eine bewusste Auseinandersetzung mit dem jeweils korrelierenden Laut stattfindet. Die Kinder werden angeregt, genau zu hören und sich der Artikulation bewusst zu werden.

2. Graphematische Herangehensweise

  • Welche markanten Merkmale hat das Zeichen (der Buchstabe)?
  • Wie wird ein Laut verschriftet?

Einige Buchstaben haben markante Formmerkmale. So z. B. der Punkt auf dem kleinen i oder die Rundung von o oder u, die zwei Balken des F oder die Punkte zur Kennzeichnung von Umlauten. Wichtige graphematische Merkmale spiegeln sich in den Zebra-Lautgebärden wider.

Bei dem Zwielaut /ei/ nimmt die Gebärde ebenfalls auf die Schreibweise Bezug. Lautlich müsste die Gebärde aus einer Kombination der Gebärden A a und I i bestehen. Hier wird aber die Normalschreibung ei zur Grundlage genommen, da dies dem Orthographieerwerb dienlich ist.

3. Semantische Herangehensweise

  • Welche Assoziationen rufen die Laute hervor?

In wenigen Fällen wird eine inhaltliche Assoziation als Eselsbrücke zum Lautbild bemüht. So etwa bei der Gebärde S s, die durch eine Schlangenlinie der Hand sowohl eine Assoziation zum stimmhaften s (Bienchen-s) als auch zum stimmlosen s (Laut einer zischelnden Schlange) erweckt. Inhaltliche Bezüge werden in der Regel leichter memoriert, vernachlässigen aber graphematische und insbesondere die so wichtigen phonetischen Aspekte des Lautes. Insofern tauchen sie in den Zebra-Lautgebärden nur an wenigen Stellen auf.

Dies als kleine Einführung in die Konzeption der Gebärden. Näheres findet ihr in der Übersicht. Bei Fragen und Anregungen schreibt gerne in die Kommentare.

Herzliche Grüße
Bernadette Girshausen

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Über die Autorin

Bernadette Girshausen

Berufliche Tätigkeit: Nach meinem Referendariat an der Nachbarschaftsschule Leipzig war ich an der Universität Leipzig im Bereich Grundschuldidaktik Deutsch tätig. Vorrangig habe ich mich mit der Sprachreflexion sowie mit dem Schriftspracherwerb beschäftigt. Mein besonderes Interesse galt dabei der Förderung von Kindern mit Schwierigkeiten im Bereich Lesen und Rechtschreiben. Nun arbeite ich neben meiner Stelle an der HU Berlin im Bereich Sportdidaktik sowie als freie Zirkuspädagogin und freue mich, weiterhin als Klettautorin tätig sein zu können. Was mir privat Spaß macht: In meiner Freizeit bin ich gerne an der frischen Luft, bin gern im Café und höre Musik.

6 Kommentare

  1. Johannes 17. November 2022 um 00:04 Uhr - Antworten

    Vielen Dank für die präzisen Erklärungen, das ist sehr hilfreich!

    • Heike 17. November 2022 um 07:19 Uhr - Antworten

      Herzlichen Dank, die Autorin wird das Lob freuen!
      Herzliche Grüße
      Heike

  2. Lena 4. Oktober 2024 um 11:43 Uhr - Antworten

    Vielen Dank für die schöne Erklärung und das Erstellen der Kartei zum Einscannen mit dem I Pad!!! Gerade an der Förderschule Sprache sind die Lautgebärden sehr hilfreich für sehr viele Kinder. Die Videos unterstützen dabei nochmal sehr schön!
    Gibt es die gemalten Bilder der Lautgebärden auch zum Aufhängen in groß? Dann könnte ich sie passend unter die Buchstabenkarten an die Wand hängen (ohne QR Code). Vielen Dank!

    • Marie von Koschitzky 8. Oktober 2024 um 12:38 Uhr - Antworten

      Hallo Lena,
      vielen Dank für deine liebe Rückmeldung! Wir stellen die Lautgebärden gerne auch in groß zur Verfügung, brauchen für die Umsetzung aber noch ein wenig Zeit.
      Liebe Grüße
      Marie

      Edit: Die Lautgebärden stehen nun in A4 zur Verfügung.

  3. Simone Brandes 22. Juni 2025 um 21:57 Uhr - Antworten

    Vielen Dank für die Überarbeitung und die Erklärungen. Ich arbeite gerade im 1. Schuljahr sehr gerne mit den Lautgebärden und dadurch den Kindern auf allen Ebenen die Buchstaben näher zu bringen. Ist es möglich zu den einzelnen Videos der Gebärden den Link zu erhalten? Ich arbeite mit einer digitalen Buchstabeneinführung und möchte das jeweilige Video beim entsprechen Buchstaben verlinken. Über den QR- Code ist mir dies nicht gelungen. Vielen Dank und viele Grüße Simone Brandes

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