Ich fand Lehrerkinder immer doof, als ich noch zur Schule gegangen bin. Sie kannten immer schon viele Dinge, konnten meist auch schon mehr als ich und ließen das auch ganz gut raushängen. Das erhöhte bei mir nicht gerade ihren Sympathiewert! Nun habe ich selbst ein Lehrerkind zu Hause, welch ein Graus. Schon mit einem Jahr bekam meine Tochter Janne intensiv mit, wie ihre Zebra begeisterte Mutter zu Hause arbeitete und Unterricht vor- und nachbereitete. Das Interesse an Franz war sozusagen schon in die Wiege gelegt und so wurde im Laufe der Zeit die ein oder andere Kopie abgestaubt, angemalt und nach freien Stücken und eigenem Gusto bearbeitet.
Nun ist Janne fünf und ihre beste Freundin und ihr bester Kumpel bereits seit dem Sommer in der Schule. Wie durch einen Startschuss wurde noch intensiver mein Material nach Brauchbarem durchforstet: Zebra Vorkurs, Zebra Buchstabenheft Plus und diverse Anoki-Hefte. Das lässt sich in einem Lehrerhaushalt nicht vermeiden und ich habe auch meinen Frieden damit gefunden. Zumal ich ja auch selbst absoluter Zebrafan bin. Es ist nun mal Jannes Realität und das ist auch gut. Ich freue mich, dass sie so interessiert ist und eine solche Motivation hat Schreiben und Lesen lernen zu wollen, gepaart mit einer unglaublichen Konzentrationfähigkeit und einem Durchhaltevermögen, das ich als Kind nie aufbringen konnte.
Unsere Abende gestalten sich häufig so, dass ich koche und sie am Küchentisch sitzt und „arbeitet“. Irgendwann sagt sie dann: „So, jetzt möchte ich nicht mehr“ und dampft in ihr Zimmer ab. Und auch das ist gut so.
Gestern bescherte Janne mir dann ein Erlebnis, das mir wirklich vor Freude die Tränen in die Augen trieb: Ich schob sie auf meinem Fahrrad vom Kindergarten nach Hause und bemerkte erstaunt, wie Janne anfing zu lesen: „H – O – HO – T -HOT – E – HOTEEEEL“, das Ganze durchzogen von Glucksern und Kichern, die wahre Freude über das eigene Können und dann der Ausruf: „Hotel!“. Ich guckte sie an und sah diesen besonderen Ausdruck in ihrem Gesicht, des ich auch schon vorher so viele Male voller Freude bei meinen Schulkindern sehen konnte: Es öffnete sich plötzlich eine neue, weite, spannende Welt, die es sich zu beschreiten und erforschen lohnt. Diese Freude, dieser Stolz, dieser Mut und dieses Mehr-wollen, ist für mich als Lehrerin immer wieder ein zauberhafter Moment. Und als Mama selbstverständlich auch.
Kennt ihr auch dieses Gefühl? Waren eure Erstklässler auch schon einmal auf Buchstaben- oder Wörtersuche? Im Schulgebäude? In der Umgebung? Oder vielleicht als Hausaufgabe in den Ferien?
Hierzu eignen sich nicht nur Zettel und Stift oder Kamera, sondern auch ein Tablet.
Herbstliche Grüße
Carolin Gerdom
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