25. November 2019
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Was und wofür ist der Klassenrat?

Der Klassenrat ist das demokratische Gremium einer Klasse. Dem Beraten, Diskutieren und Entscheiden über selbstgewählte Themen seitens der Schülerinnen und Schüler wird dadurch Raum gegeben. Es handelt sich dabei um Themen, die das Zusammenleben in der Klasse betreffen. Ziel ist es die Gemeinschaft zu Fördern und Einblicke in demokratisches Handeln zu erlangen. Während des Klassenrates erleben die Kinder also wie Diskussions-, und Entscheidungsprozesse funktionieren. Ferner werden nebenbei die kommunikativen und sozialen Kompetenzen geschult und ausgebaut. Der Klassenrat ist ein Partizipationsinstrument von der Grundschule bis Ende der weiterführenden Schulen.

Er hat einen zeitlich verbindlichen Rahmen und wird somit nicht nur gelegentlich, als Puffer o. Ä. eingesetzt. Er findet also einmal die Woche statt und dauert maximal eine Unterrichtsstunde, abhängig von den Themen der Kinder. Es werden echte, von den Kindern selbstgewählte, Themen besprochen. Die Beschlüsse bzw. Vereinbarungen sind verbindlich und müssen von allen Beteiligten eingehalten werden. Die Lehrkraft hat eine unterstützende und somit keine leitende Funktion. Alle Ämter werden von den Schülerinnen und Schülern im Wechsel selbst ausgeführt. Eine wertschätzende, anerkennende Atmosphäre und konstruktive Gespräche sind für den Klassenrat, und die Gemeinschaft, enorm wichtig. Es gilt die Kinder dahin zu führen und den Klassenrat immer zu reflektieren.

Vorteilhaft ist es, wenn die Thematisierung der Giraffensprache und Projekte zum sozialen und emotionalen Lernen vorab bereits erfolgt sind. So können die Schülerinnen und Schüler, die erlernten Phrasen zur Kommunikation und Konfliktbewältigung festigen.

Wichtig für den Klassenrat ist eine klare Struktur und feste Rituale, die ich euch in diesem Beitrag mit Zebra Franz vorstellen möchte.  Im Anhang findet ihr zahlreiche kostenlose Downloads, um den Klassenrat bei euch franztastisch zu gestalten.


Wie funktioniert der Klassenrat? Ein Beispiel mit Zebra Franz

Da jede Klasse ihren eigenen Klassenrat hat und jede Klasse natürlich unterschiedlich heterogen zusammengesetzt ist, variieren die Klassenräte hinsichtlich des Ablaufs und der Rituale leicht. Es empfiehlt sich die Struktur des Klassenrates an die Kinder und Klassenstufe anzupassen! Zum Beispiel wird in einigen Klassen ein Redemittel (bspw. Redestein, Klassentier etc.) herumgegeben, in anderen wiederrum nicht. Ich nutze beispielsweise ein Säckchen, das geknetet und geknautscht werden kann, während die Kinder ihr Anliegen vortragen bzw. von einem Vorfall in der Pause berichten. Dann haben die Hände etwas zu tun und Anspannung kann sich abbauen, zumindest in den unteren Jahrgangsklassen würde ich das empfehlen.

An meiner Schule starten wir mit dem Klassenrat bspw. verbindlich in der zweiten Klasse. Durch die gebundenen Ganztagsklassen und die fast von allen anderen Kindern besuchte offene Ganztagsschule, sind wir bemüht den Klassenrat gemeinsam mit der OGS durchzuführen, so dass er i.d.R. in einer Randstunde in der Mittagszeit stattfindet. Denn manche Themen betreffen oftmals auch die OGS-Zeit. Aber da ist natürlich von Schule zu Schule Flexibilität und Kreativität gefragt.

Wie läuft nun so ein Klassenrat ab?

Um die Anliegen der Kinder zu sammeln, nutze ich unseren Klassenbriefkasten. Dieser ist ab nun ausschließlich für diesen Zweck vorbehalten. Natürlich kann man auch eine x-beliebige Box nehmen, jedoch sollte man vermeiden, diese als „Meckerkasten“ zu betiteln, denn dann läuft man die Gefahr, dass tatsächlich nur Negatives im Klassenrat besprochen wird und dafür ist er nun mal nicht ausschließlich da. Zur Einführung bietet sich ein kleiner Exkurs zum Thema Demokratie an. Was bedeutet Demokratie und wo finden wir diese überall!? Sinn und Zweck des Briefkastens und des Klassenrats sollte den Kindern anschließend bekannt sein.

Die Kinder können bei mir unter drei verschieden farbigen Zetteln auswählen, um eine Mitteilung in den Briefkasten einzuwerfen. Der grüne Zettel steht für ein Lob (bspw. eine warme Dusche oder etwas was mir in dieser Woche super gefallen hat), der weiße für einen Vorschlag oder eine Idee, das die Klasse zusammen umsetzen könnte (wie z.B. ein gemeinsames Spiel, einen Ausflug, eine neue Sitzordnung etc.) und der orangefarbene Zettel steht bei mir für Kritik (z.B. für einen Konflikt oder etwas, das mir diese Woche gar nicht gefallen hat). Die Kinder haben also eine Woche Zeit um, falls sie möchten, etwas loszuwerden und in den nächsten Klassenrat zu tragen. Dasselbe steht der Lehrkraft übrigens auch zu!

Oftmals habe ich erlebt, dass Kinder nach einem Konflikt direkt einen orangenen Zettel geschrieben haben und beim Klassenrat dann schon alles geklärt war. Manchmal klären sich Probleme schneller als angenommen.  Das ist super, denn es zeigt, dass Kinder durchaus selbst in der Lage sind ihre Probleme zu lösen. Und das Aufschreiben tut allein manchmal schon gut und löst allen Ärger. Andersherum gibt es natürlich an manchen Tagen größere Konflikte, deren Klärung nicht bis zum nächsten Klassenrat warten kann. Die sollte man natürlich am gleichen Tag noch klären.

Wenn der erste Klassenrat tagt, kommen die Kinder in einen Sitzkreis zusammen. Der Ablauf und alle benötigten Materialien sollten von der Lehrkraft vorgestellt werden. Dazu ist die hier angebotene Visualisierung als Ausdruck für die Kreismitte hilfreich. Mit einem Bild von Zebra Franz, einer kleinen Figur oder einem Muggelstein können später die einzelnen Phasen des Klassenrates angezeigt werden. Anschließend werden die Ämter für die erste Sitzung verteilt und die am Ablauf beteiligten Kinder erhalten ihr Schild. Das habe ich aus beklebten Bierdeckeln erstellt und an einem Schlüsselband befestigt. Für den Moderator oder die Moderatorin sind die Ablaufkarten nützlich, um Redemittel parat zu haben und den Faden nicht zu verlieren. Der Assistent/die Assistentin lässt zu Beginn einer jeden Sitzung nochmal die Regeln wiederholen und bewegt die Figur auf der großen Visualisierung in der Kreismitte. Der Regelwächter/die Regelwächterin kümmert sich um die Einhaltung der Regeln und verteilt ggf. bei Verstoß gelbe oder rote Karten. Bei einer roten Karte muss die missachtete Regel abgeschrieben werden. Dafür habe ich linierte Blätter und „Regel-Abschreibkarten“ meinen Kindern zur Verfügung gestellt, damit diese nebenbei nochmal das Schreiben in der Lineatur üben können. Die Vorlage hilft dabei.

Dem Protokollanten oder der Protokollantin steht ein Klemmbrett und eine Protokollvorlage zur Verfügung.  Wenn alle Formalitäten geklärt sind, kann das Gremium tagen.

Der Moderator oder die Moderatorin eröffnet bspw. mit einer Klangschale den Klassenrat. Es folgt daraufhin eine positive Runde, in der jeder nacheinander etwas benennt, was in der Woche gut war. Dabei wird der Redegegenstand weitergegeben. Anschließend wird das Protokoll der letzten Sitzung vorgelesen. Das übernimmt der Protokollant/die Protokollantin der aktuellen Sitzung (in der allerersten Sitzung entfällt diese Phase natürlich). Danach erfolgt die Leerung des Klassenbriefkasten. Welche Anliegen gibt es? Der Moderator/die Moderatorin zieht einen Zettel aus dem Briefkasten. Die Reihenfolge der Farben können die Kinder selbst festlegen und darf auch alternieren. Einmal vielleicht zuerst die grünen Zettel, ein anderes Mal die weißen oder orangefarbenen Zettel, sofern es von jeder Farbe immer welche gibt. Die Anliegen oder Probleme werden angesprochen und natürlich gefragt, ob diese noch aktuell sind. Das jeweilige Kind berichtet von seinem Vorschlag, seinem Problem und es wird gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Die Vereinbarungen werden ins Protokoll eingetragen und man kann sich dem nächsten Anliegen widmen.

Vor Schließung des Klassenrates wird noch über die heutige Sitzung reflektiert. Wie hat es geklappt? Dazu bieten sich natürlich diverse Reflexionsmethoden an, je nach Zeit oder Vorlieben der Kinder und der Lehrkraft. Ferner werden die Ämter für die nächste Sitzung verteilt und schon mal ins neue Protokoll eingetragen.

Der Moderator/die Moderatorin bedankt sich bei der Klasse und schließt anschließend mit einem akustischen Signal (Klangschale) die Sitzung.

Zu Beginn empfiehlt es sich die Kinder bei ihren Ämtern noch zu unterstützen, insbesondere den Moderator oder die Moderatorin. Aber zunehmend und mit Hilfe der Rituale lernen die Kinder, den Klassenrat selbst zu führen und die gemeinsame Zeit zu schätzen. Mit Erfahrung und Jahrgangsstufe wächst der Klassenrat und dessen Inhalte. Es ist schön als Lehrerin daran teilzuhaben und die Erfolge zu erleben.


Die Zebra Franz Materialien für den Klassenrat im Überblick:

Für den Klassenrat mit Zebra Franz gibt es ein paar Sachen zu basteln. Einige Materialien habe ich für euch Zebrafans erstellt, damit euer Klassenrat so franztastisch wird, wie bei mir.

Alle fettgedruckten Materialien könnt ihr anschließend kostenlos herunterladen:

  • Briefkasten (z.B. einen gelb angestrichenen Schuhkarton)
  • unterschiedlich farbige Zettel zum Ausfüllen (Vorschlag = weiß, Lob = grün, Kritik = rot oder orange)
  • Regelkarten bzw. /-plakate
  • rote und gelbe Karte für den Regelwächter
  • Ämterschilder [Moderator(in), Assistent(in), Regelwächter(in), Protokollant(in)]
  • visualisierter Ablauf mit Figur oder Muggelstein zum Weitersetzen
  • Ablaufkarten zur Moderation
  • Redegegenstand
  • Protokollvorlage und Klemmbrett
  • Abschreibblatt und Regeln als Vorlage

Ich wünsche euch gelungene Klassenratsstunden!

Herzlichst,
Vanessa Thiel


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