9. August 2023
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Die Diskussion bleibt bestehen…

Seit vielen Jahren wird bereits darüber diskutiert, ob in unserem digitalen Zeitalter das Erlernen einer verbundenen Handschrift noch relevant ist. In vielen Bundesländern ist dies nach wie vor eine Kompetenzerwartung am Ende der 4. Klasse. Die Wege dies zu erreichen, könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein. In diesem Beitrag möchte ich einen kurzen Blick auf aktuelle Aspekte des Schreibunterrichts werfen und euch den Zebra Schreiblehrgang vorstellen.


Von der Druckschrift zur verbundenen Schrift

Das Schreiben mit der Hand steht mit dem Schreiben auf einer Tastatur in keiner Konkurrenz. Trotz des Zuwachses an digitalen Schreibmedien, ist in der Grundschule nach wie vor natürlich das Schreiben mit Hand vorrangig. Dabei laufen nämlich zahlreiche kognitive Lernprozesse ab. Das Schreiben mit der Hand ist eine enorme Leistung des Gehirns. So wird beispielsweise die Koordination von Auge und Hand trainiert, die Feinmotorik, die Merkfähigkeit, die Gedächtnisleistung an sich, sowie die Konzentration. Die vielen Vorteile, die eine handschriftliche Notation hat, sind weitgehend bekannt und treffen auf Konsens.

Mit Erlernen der Druckschrift erfahren die Kinder am Schulanfang unmittelbar die kommunikativen Funktionen des Schreibens. Sie ist die Schrift, durch die die Kinder Lesen lernen und die im Alltag überall zu entdecken ist. In vielen Schulen setzt anschließend, meist mit Beginn des 2. Schuljahres, das Erlernen einer verbundenen Schrift ein. Ziel ist die Entwicklung einer flüssigen, persönlichen Handschrift am Ende der Grundschulzeit. Die drei bekannten Schreibschriften, die zum Erlernen einer verbundenen Schrift angeboten werden, sind die Vereinfachte Ausgangsschrift (VA), die Schulausgangsschrift (SAS) und die Lateinische Ausgangsschrift (LA).

Einen weiteren Schrifttyp stellt die vom Grundschulverband entwickelte Grundschrift (GS) dar. Diese soll die Druckschrift als Ausgangsschrift in Klasse 1 sowie die danach einsetzende verbundene Ausgangsschrift ersetzen. Mit der Grundschrift sollen die Kinder, ohne eine neu zu erlernende Schulschrift, ihre Handschrift kontinuierlich weiterentwickeln – eine Schrift von Anfang an und somit eine zeitsparende Option. Die Buchstaben der Grundschrift sind leicht schräg gestellt und mit „Ausgangshäkchen“ versehen, wodurch die Kinder die Möglichkeit haben, eine verbundene oder teilweise verbundene Handschrift zu entwickeln.

Wenn ihr euch für die einzelnen Schriften genauer interessiert, ist der folgende Beitrag vielleicht hilfreich:

Wegweiser durch den Schriften-Dschungel


Blick in die neuen Schreiblehrgänge
mit Zebra Franz

Meine bisherigen Erfahrungen mit dem Zebra Schreiblehrgang sind durchweg positiv. An meiner Schule erlernen die Kinder zunächst die Druckschrift und ab Klasse 2 die Schulausgangsschrift. Motivierend für die Kinder ist natürlich Zebra Franz, der durch den Schreiblehrgang führt, aber auch die Neugier auf die neue, schnörkelige Schrift ist groß. „So schreiben auch meine Eltern,“ rief ein Kind stolz als es durch das Heft blätterte. „Jetzt lernen wir endlich die Erwachsenenschrift!“ sagte ein anderes Kind. Mit dieser Grundmotivation lässt sich der Schreibunterricht im neuen Schuljahr jedenfalls gut starten. Die neuen Buchstabenverbindungen betrachten wir stets gemeinsam und reflektieren am Stundenende. Das Erlernen der Schreibschrift ist für Kinder mit einem geringerem visuellem Differenzierungsvermögen i.d.R. sehr förderlich. Denn bei der Schreibschrift kommt es nicht zur Verwechslung mit ähnlichen Buchstaben (d, b, p, q). Allerdings benötigt man für das Erlernen einer Schreibschrift mehr Zeit, um diese, und damit auch das Schreiben mit der Hand, zu automatisieren. Für einige Kinder stellen sich die Bewegungsabläufe auch als sehr komplex und herausfordernd dar. Hier sollte man individuelle Wege ebnen und dem Kind individuelle Hilfestellungen geben.

Vorkurs aus den Schreiblehrgängen

Die Schreiblehrgänge starten alle mit einem Vorkurs, in welchem Schwungübungen zusammengefasst sind. Also spezielle Bewegungsabläufe, die in der Schrift immer wieder vorkommen. Die Buchstaben werden einzeln geübt und dann sukzessive durch Buchstabenverbindungen als Wörter trainiert. Das Format der Seiten ist wiederkehrend, ebenso die „Teste dich selbst-Seiten“, die regelmäßig eingebaut sind.

Am Ende des Beitrags findet ihr einige Probeseiten der Schreiblehrgänge, damit ihr einen Eindruck und Vergleich bekommt.


Welcher Schrifttyp ist nun die richtige Wahl?

Ob man nun durch die Grundschrift oder einer der Schulschriften die bessere Handschrift erlangt, kann nicht festgelegt werden. Die Ausgangslagen der Kinder und auch der Schreibunterricht selbst sind dafür zu individuell. Das Schreibmedium (Füller? Tintenroller?), die Wahl der Schrifttype (VA, SAS, LA oder GS?) sind Teil des Konzeptes des Schreibunterrichts an jeder Schule und bedingen einander. Hinzu kommen Individualität und auch die Fachlichkeit der Lehrkraft. Es führen bekanntlich viele Wege nach Rom, weshalb es also nicht DIE Lösung für jedes Kind und jeden Unterricht gibt. Die Ausgangsschrift, welche auch immer von der Schule gewählt wird, sollte nicht als Norm verstanden werden!

Schließlich schreiben die meisten Erwachsenen weder ganz unverbunden noch gänzlich verbunden (und bei weitem nicht in der ursprünglich gelernten Ausgangsschrift). Es werden meist zwei, drei oder manchmal auch mehr Buchstaben verbunden, dann wird wieder abgesetzt. Ihr kennt es sicherlich von euch selbst, wenn ihr etwas notiert. Man entwickelt also im Laufe der Jahre seine individuelle Handschrift und verbindet Buchstaben für sich effektiv. Solange der Schreibprozess gut automatisiert ist, kann flüssiges Schreiben gelingen und Kapazitäten des Arbeitsgedächtnisses werden nur gering beansprucht.


Link-Empfehlungen: Wer noch mehr nachlesen möchte…

Auch sehr interessant und mit hohem Materialanteil ist der Beitrag von Carmen Daub und Theresa Weber:

Der Weg zur verbundenen Schrift – Graphomotorik im Grundschulunterricht

Dort findet ihr weitere Ideen, um das Schreiben mit der Hand zu trainieren und zu reflektieren!


Ich hoffe bei euch die Lust auf den Schreibunterricht geschürt zu haben.

Habt einen schwungvollen Start ins neue Schuljahr,

herzlichst
eure Vanessa


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