Zebrafanclub
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Schreibzeit in der Grundschule – Schreiben von Anfang an

In vielen Klassen habe ich oft erlebt, dass einige Kinder wenig motiviert sind Geschichten zu schreiben. Vermutlich erleben sie das Schreiben im Unterricht häufig als etwas, das korrekt sein muss: richtige Wörter und fehlerfreie Sätze. Dabei ist Schreiben viel mehr – es ist Ausdruck von Gedanken, Gefühlen und Fantasie.


Warum eine feste Schreibzeit wichtig ist

Im Grundschul Blog bin ich auf einen Beitrag gestoßen, in dem es um die Wirkung von Schreiben als Energie und Kraftquelle für uns Lehrkräfte und unseren beruflichen Alltag geht. Dieser Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen. Energie und Kraft können nämlich auch unsere Schulkinder gut gebrauchen. Deshalb habe ich mich tiefer mit der Thematik beschäftigt, mich in die entsprechende Literatur eingelesen und in Klasse 1 von Anfang an eine Schreibzeit eingeführt.

Diese bietet den Kindern die Möglichkeit, frei und ohne Leistungsdruck zu schreiben. Sie erfahren so: „Ich habe etwas zu sagen und meine Worte sind wertvoll.“ Das stärkt zusätzlich Selbstbewusstsein, Motivation und die Freude am Schreiben – eine Grundlage für den weiteren Schriftspracherwerb.


Das Schreibzeit-Tagebuch – ein eigener Raum für Ideen

Ein fester Bestandteil unserer Schreibzeit ist das Schreibzeit-Tagebuch. Jedes Kind besitzt also ein ganz besonderes, plüschiges Tagebuch, das allein aufgrund seines einzigartigen Aussehens einen hohen Aufforderungscharakter hat. Diese Tagebücher lagen schon am ersten Schultag bereit und die Kinder waren von Anfang an neugierig, was es mit ihnen auf sich hat.

Dabei ist ganz wichtig: Dieses Tagebuch ist persönlich. Damit ist es frei von Korrekturen und Noten. Hier dürfen Wörter, Sätze, Bilder, Geschichten oder Listen Platz finden.

Das Tagebuch wächst mit den Kindern:

  • In Klasse 1 wird es häufig aus Bildern mit ersten Wörtern bestehen.
  • In Klasse 2 können kurze Texte und kleine Geschichten entstehen.
  • In Klasse 3/4 nutzen die Kinder es für längere Geschichten, Gedichte oder kreative Schreibformen.
Ein Tagebuch für die Schreibzeit in der Grundschule ist ein persönlicher Raum, in dem Gedanken zu Papier gebracht werden können.

Die Einladung zum Schreiben

Ein besonderer Moment zum Einstieg in die Schreibzeit ist die Einladung zum Schreiben. Jedes Kind erhält eine kleine Karte oder ein Schreiben, mit dem es symbolisch in den Kreis der Schreibenden aufgenommen wird. Diese Einladung wird in das Tagebuch geklebt. Sie macht die Schreibzeit zu etwas Besonderem und signalisiert: „Deine Ideen zählen.“

Eine Vorlage dieser Einladung steht euch am Ende meines Beitrags als Download zur Verfügung.

Zebras Einladung zur kreativen Schreibzeit für die Klassen 1-4

Zebras Einladung zur kreativen Schreibzeit


5-Minuten-Schreibanlässe – niedrigschwellige Impulse

Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass die Kinder im ersten Schuljahr unglaublich motiviert an ihre Schreibzeit herangehen. Jede und jeder hat sofort eine Idee, was geschrieben werden kann.

In unseren Zebra Lesebüchern und den Arbeitsheften Lesen/Schreiben finden sich allerdings auch zahlreiche 5-Minuten-Schreibanlässe, die perfekt für einen solchen Einstieg geeignet sind. Sie geben den Kindern einen klaren, kurzen Input und lassen viel Raum für eigene Ideen.

Zebra enthält zahlreiche 5 Minuten Schreibanlässe

Beispiele sind:

  • Was kannst du anderen Gutes wünschen? (Klasse 1)
  • Was hast du in deiner Schultasche? (Klasse 1)
  • Was bringt dich zum Lachen? (Klasse 2)
  • Was machst du in der Pause? (Klasse 2)

Denkbar wären hierfür auch Zeitungsschnipsel mit Schlagwörtern, die Lust aufs Schreiben machen. Eine kleine Ideensammlung kannst du dir ebenfalls am Ende des Beitrags downloaden.


Die Autorenrunde – Texte wertschätzen und teilen

Ein wichtiger Bestandteil unserer Schreibzeit ist die Autorenrunde. Zu Beginn darf also immer ein Kind (bei ausreichend Zeit gerne auch mehrere Kinder) einen eigenen Text vorstellen. Die Kinder erhalten so die Möglichkeit, gehört zu werden und Wertschätzung zu erfahren.

Ihre Rückmeldung wird je nach Jahrgangsstufe unterschiedliche ausfallen:

  • In Klasse 1 sind die Rückmeldungen kurz und wertschätzend („Das hat mir gefallen.“).
  • In Klasse 2 benennen die Kinder, was ihnen gefallen hat („Mir hat gefallen, dass …“)
  • In Klasse 3/4 wird das Feedback der Kinder differenzierter und konstruktiver („Du könntest noch … hinzufügen.“).

Damit fördert die Autorenrunde gleichzeitig das Zuhören, den gegenseitigen Respekt und eine positive Fehlerkultur.

Das Etablieren einer Autorenrunde in der fördert das Zuhören, den gegenseitigen Respekt und eine positive Fehlerkultur.

Praktische Tipps für die Gestaltung der Schreibzeit

Rituale strukturieren unseren Schultag. Sie geben uns und unseren Lerngruppen Sicherheit. Damit die Schreibzeit gelingt, können ebenfalls kleine Rituale und einfache Routinen hilfreich sein.

  • Feste Zeit einplanen – wählt am besten einen festen Tag und eine feste Unterrichtsstunde für eure Klasse aus.
  • Schreibrituale nutzen – startet beispielsweise mit einer kleinen Einstimmung. Dies kann ein Symbol, eine Geste oder auch einfach der Hinweis „Jetzt beginnt unsere Schreibzeit.“ Sein.
  • Material bereitstellen – jedes Kind hat das Schreibzeit-Tagebuch und den Lieblingsstift griffbereit.
  • Atmosphäre schaffen – sorgt für Ruhe, eine bequeme Sitzposition (das muss nicht am Schultisch sein) und vielleicht leise Musik.
  • Freiwilligkeit betonen – stellt klar: niemand muss Texte in der Autorenrunde vorlesen.
  • Wertschätzung vor Korrektur – Ideen zählen hier mehr als Rechtschreibung.
  • Texte sichtbar machen – richtet beispielsweise eine „Schreiber-Ecke“ ein, gestaltet ein kleines Schreibfest oder bindet ein eigenes „Klassen-Schreibbuch“ zusammen.
Rituale beim Gestalten einer Schreibzeit sind wichtig.

Mein Fazit

Diese ritualisierte Schreibzeit eröffnet Kindern von Anfang an den Zugang zum freien Schreiben. Mit dem Schreibzeit-Tagebuch, der Einladung zum Schreiben, den 5-Minuten-Schreibanlässen und der Autorenrunde entsteht eine Schreibkultur, in der Kinder Mut, Freude und Stolz entwickeln.

Schon wenige Minuten am Tag reichen aus, um eine nachhaltige Begeisterung für das Schreiben zu wecken – und genau das ist das Ziel: Die Kinder sollen spüren, dass ihre Worte zählen.

Ich kann euch nur ermutigen, direkt im ersten Schuljahr mit einer festen Schreibzeit zu starten und hoffe, dass wir euch mit unseren Infos und unserem Material unterstützen können. Besucht uns gerne auch auf Instagram. Auf unserem Account zebra_franz findet ihr viele weitere Ideen rund um euren Unterricht.

Herzlichst, eure Theresa


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Über die Autorin

Theresa Weber

Berufliche Tätigkeit: Ich bin stellvertretende Schulleiterin einer dreizügigen Grundschule im Wetteraukreis und Klassenlehrerin der Zebraklasse (1. Schuljahr). Für mich sind die verschiedenen Bereiche meiner schulischen Arbeit ein bisschen wie die vielen verschiedenen Streifen beim Zebra: Vordergründing einfach nur schwarz und weiß, aber, wenn man genau hinschaut sieht man: Kein Mensch gleicht dem anderen. Jedes Kind ist anders, auch alle Kollegen sind unterschiedlich. Aber nur alle zusammen ergeben wir ein harmonisches Gesamtbild. Seit dem laufenden Schuljahr gehört zu meinen Aufgaben übrigens auch die Betreuung eines fast echten Zebras: Franz! Dazu kommen dann noch die Aufgaben im SL-Team, in dem meine Chefin und ich zum Glück im Gleichschritt in dieselbe Richtung traben. Was mir Spaß macht: Privat bin ich sozusagen ein Herdentier: Meine Familie und meine Freunde spielen eine große Rolle in meinem Leben. Mein Partner und ich sind immer auf den Beinen: Egal, ob beim Laufsport, Tanzen, oder ich als Trainerin in verschiedenen Turnvereinen bei Yoga und Fitness. Außerdem bin ich leidenschaftliche Babysitterin für das Zebrafohlen in unserer Familie: Meine kleine Nichte, die wiederum auch schon mit Begeisterung auf Franz aufgepasst hat. Mit ihr teile ich die Freude an unserem gemeinsamen Lieblingsland Spanien: Dort tankt unsere komplette Familienherde in einem kleinen Reihenhaus regelmäßig Kraft für neue Abenteuer. Und wenn ich zuhause ausnahmsweise mal gar nicht in die Hufe kommen mag, dann gönne ich mir ein gutes Buch – gerne auch digital, auf dem Kindle.

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