Viererfenster geben eine gute Übersicht über die Buchstabenvarianten in den verschiedenen Schriften. So prägen sich die Kinder diese ganz leicht ein und behalten den Überblick.
Erwerb der Schriften im Anfangsunterricht
Im Laufe der ersten zwei Schuljahre erlernen die Kinder das Schreiben der Druck- und Schreibschrift. Dabei unterscheidet sich der Zeitpunkt der Einführung teilweise erheblich.
Während einige Kolleginnen und Kollegen zunächst intensiv und ausschließlich die Druckschrift einführen, beginnen andere zeitgleich mit beiden Schriften. Für beide Wege sprechen Argumente und somit gibt es verschiedene Einstellungen unter den Lehrkräften. Auch von den Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler hängt dies ab.
Argumente für und gegen die frühe Einführung der Schreibschrift
Die Motivation der Schulanfängerinnen und -anfänger ist besonders groß. Das nutzen einige, um direkt mit beiden Schriften anzufangen. Allerdings sind bei den Schreibschriften nicht nur die Buchstabenformen (etwa Arkaden, Girlanden und Punktschleifen), sondern ebenfalls die festgelegten Verbindungen zwischen den Buchstaben zu erlernen. Dadurch kann das Schreiben der Schreibschrift am Anfang schwierig sein. Die Druckschrift kommt mit wenigen klaren Formelementen aus (Gerade, Kreis, Bogen, Punkt), wodurch sie leichter zu schreiben ist, jedoch auch ähnliche Buchstaben enthält, die beim Lesen leicht verwechselt werden können (etwa b/d, p/q). Die Druckschrift ist statisch und kann auch mit anfänglich größerem Druck etwa mit einem Bleistift geschrieben werden. Dagegen erfordert die schräggeneigte Schreibschrift als dynamische Schrift ein höheres Maß an Auge-Handkoordination und eine lockere Schreibführung.
Diese ist die Basis für das Erlernen der Schreibschrift und wird gleichzeitig durch diese und ergänzende Formübungen geschult. Eindeutig steht hier der ästhetische Aspekt im Vordergrund. Ob die Schreibschrift zu einem besseren Schreibfluss führt, ist allerdings ebenso umstritten wie die Idee, dass nur aus ihr die persönliche Handschrift zu entwickeln ist (vgl. https://grundschulverband.de/mit-der-grundschrift-zur-individuellen-handschrift/).
Vermutlich bestimmt die eigene Erfahrung beim Erlernen der Schreibschrift zu einem großen Teil, wann Lehrpersonen Kinder mit dieser konfrontieren. Wurde der Erwerb der Schreibschrift selbst eher als quälend empfunden, so wird dieser im eigenen Unterricht oft hinausgezögert und teilweise auch nicht so wichtig erachtet. Andere wiederum halten an einer normgerechten Schreibschrift nach wie vor fest.
Oder doch lieber erstmal nur die Druckschrift?
Für die intensive Beschäftigung mit der Druckschrift spricht, dass sie eine funktionale Gebrauchsschrift ist, die auch im Alltag der Kinder stärker vertreten ist. Die klaren Formen lassen die Druckschrift besser lesbar erscheinen. An der Druckschrift kann erst einmal ausführlich an einer guten Schreib- und Stifthaltung gearbeitet werden. Die Bewegungsführung wird zunehmend flüssiger und so fällt es den Kindern später leichter, die Schreibschrift zu erlernen.
Auch Basisfähigkeiten wie Figur-Grundunterscheidung und Form-Konstanz-Beachtung sind dann weiter ausgeprägt. Das der Arbeit mit der Schreibtabelle zugrunde liegende alphabetische Schreiben kann nur an der Druckschrift vollzogen werden. Wörter werden Laut für Laut abgehört und Buchstabe für Buchstabe geschrieben. Die Schreibschrift untergliedert dahingegen in Worteinheiten, was eher dem normalen Sprachfluss entspricht.
Einsatz der downloadbaren Viererfenster im Unterricht
Irgendwann kommt dann aber der Zeitpunkt, an dem die Kinder die Schreibschrift erlernen. Dann heißt es pro Buchstabe nicht nur zwei Zeichen, sondern gleich vier zu kennen.
Dafür haben sich viele von euch Viererfenster, die zur Zebra-Schreibtabelle passen, gewünscht. Ihr könnt diese downloaden und im Klassenzimmer aufhängen. So haben Eure Schülerinnen und Schüler Groß- und Kleinbuchstabe in Druck- oder Grundschrift sowie in Schulausgangsschrift oder Lateinischer Ausgangsschrift im Blick und dazu gleich das passende Lautbild von der Schreibtabelle.
Besonders im jahrgangsgemischten Unterricht kann die ganze Klasse von den Viererfenstern profitieren. Während ein Teil auf Lautbild und Druck- oder Grundschrift zurückgreift, können sich die älteren Kinder die Buchstaben in Schreibschrift in Erinnerung rufen.
Wählt einfach passgenau, was ihr braucht:
Druck- oder Grundschrift?
…
Schulausgangsschrift oder Lateinische Ausgangsschrift?
…
Und so könnte euer Viererfenster dann aussehen:
Wie handhabt ihr es mit der Einführung der Schriften? Schreibt doch gerne in den Kommentaren.
Herzliche Grüße
Bernadette Girshausen
2 Kommentare
An unserer Schule gibt es nicht wenige leistungsschwache und DaZ-Kinder, die in der Schuleingansphase mit nötigerem Stoff als der Schreibschrift beschäftigt sind. In solchen Fällen verlangen wir nicht auch noch den kompletten Schreibschriftlehrgang von ihnen! Sie sollen die Schreibschrift aber zumindest lesen können, da die Lehrer in der 3./4. Klasse immer die Schreibschrift nutzen.
Wir lassen die Kinder erst alle Buchstaben der Schreibtabelle-Vorderseite im Autoheft bearbeiten und bieten dann den Schreibschriftkurs an. Druckschrift und Schreibschrift kommt also prinzipiell nacheinander. Aus Erfahrung mit den Kindern die aus einer Fibel-Klasse kommend, im 2. Schuljahr mit mir auf Zebra umgestiegen sind, kann ich außerdem sagen, dass sie sich an die Schreibschrift-Buchstaben aus dem ersten Schuljahr gar nicht erinnern konnten (sie hatten beides parallel gelernt). Da war die Schreibschrift also scheinbar völlig an ihnen vorbeigegangen – für mich ein Hinweis auf Überforderung.
Es gibt bei uns Kinder, die die Schreibschrift unbedingt gern lernen wollen, weil sie sie einfach schön finden oder weil sie älteren Freunden/Geschwistern nacheifern. Andererseits gibt es auch Kinder, die lieber nur Druckschrift schreiben, weil sie vielleicht gern beim Gewohnten, Sicheren bleiben, oder es sich motorisch nicht zutrauen. Wir orientieren die Kinder schon auf die Schreibschrift hin, aber in manchen Fällen ist sie einfach auch verzichtbar.
Liebe Judith, habe vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und das Teilen deiner Erfahrungen mit unseren Zebrafans. Ich finde es gut, wie an eurer Schule auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder eingegangen wird. So ist es euch sicher möglich, die Freude am Lernen zu erhalten und die Kinder dauerhaft zu motivieren. Und zebra-like ist es ebenfalls: Jeder in seiner Gangart. ;)
Viele liebe Grüße
Heike aus dem Zebrafanclub-Team