21. Februar 2024
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Auch wenn die Lauttabelle im Zuge der Kritik an dem Schriftspracherwerbskonzept „Lesen durch Schreiben“ (Jürgen Reichen), in dem diese eine zentrale Rolle spielt, in die Diskussion geraten ist, so hilft sie Kindern doch frühzeitig, sich schriftsprachlich auszudrücken. Frei bzw. nur nach den Regeln der deutschen Graphem-Phonem-Korrespondenzen zu schreiben, bietet den Kindern Gelegenheit, sich vorrangig auf inhaltliche Aspekte zu fokussieren. Mit der Schreibtabelle können Kinder bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt Schrift als persönliches Ausdrucks- und Kommunikationsmittel kennen und anwenden lernen, wodurch das Interesse an Schrift geweckt wird und ein kindgemäßer Einstieg in den Schriftspracherwerb begünstigt werden kann.

Die in der Tabelle aufgenommenen Beziehungen zwischen Lauten und Buchstaben unterliegen Konventionen. Diese zu erlernen ist für den Schriftspracherwerb wesentlich. Lautgetreue Wörter werden unter wachsender Analysefähigkeit der gesprochenen Sprache und Kenntnissen über Buchstaben-Laut-Beziehungen zunehmend richtig verschriftet. Dass teilweise ein Laut durch verschiedene Zeichen (z. B. f/v) oder Zeichenfolgen (z. B. eu/äu) repräsentiert wird, bzw. auch ein Zeichen verschiedenen Lauten zugeordnet werden kann (z. B. Kurz- und Langvokal oder etwa V/v) macht die Zuordnung nicht eindeutig und daher fehleranfällig.

Um die Tabelle verwenden zu können, bedarf es einer gründlichen Einführung und einer Tabelle, die den Erfordernissen der Kinder und der deutschen Schriftsprache gerecht wird.

Die Tabelle sollte

  • Laut-Buchstaben-Beziehungen, die für das lautgetreue Schreiben wichtig sind umfassend und kindgemäß (daher aus linguistischer Sicht teilweise vereinfachend) wiedergeben.
  • die wichtigsten Basisgrapheme (häufig vorkommende Laut-Buchstabenbeziehungen) beinhalten und Orthographeme (seltener vorkommende und nicht regelhaft zugeordnete Laut-Buchstabenbeziehungen) ggf. nur der Vollständigkeit halber z.B. auf der Rückseite aufnehmen.
  • klar erkennbare Abbildungen beinhalten.
  • systematisch aufgebaut sein, damit die von den Kindern gesuchten Laut-Buchstaben-Beziehungen rasch aufgefunden werden können und Beziehungen zwischen den Lauten erkannt werden können (z. B. Systematik von Vokalen und Konsonanten).

Unter diesen Aspekten wurde die Zebra-Schreibtabelle überarbeitet.


In der Zebra-Schreibtabelle enthaltene Laut-Buchstabenbeziehungen

Auf den zwei Seiten der Schreibtabelle finden sich zwei verschiedene, vom Anforderungsgrad her unterschiedliche Varianten der Tabelle: Seite 1 bietet eine Übersicht über die Könige inklusive der Um- und Zwielaute sowie wichtiger Konsonanten, die häufig vorkommende Anlaute wiedergeben. Als Mehrgrapheme sind hier nur die für das anfängliche, lautgetreue Schreiben wichtigen Buchstabenverbindungen aufgenommen: sch und ch (als „ich-Laut“ und „ach-Laut“).

Auf Seite 2 befinden sich in der umfassenderen Übersicht die Könige ergänzt durch ä und äu, sowie durch seltener vorkommende Buchstaben (z. B. x), schwierigere Laut-Buchstaben-Beziehungen, wie die Mehrgrapheme st, sp, ng, ck, tz und Buchstaben, bei denen die Lautzuordnung uneindeutig ist (wie v oder y).

Die Kinder sollten erst dann mit der komplexeren Variante (Seite 2) arbeiten, wenn das alphabetische Prinzip der Schrift und die grundlegenden Laut-Buchstaben-Beziehungen (Seite 1) verinnerlicht sind.


Die Zebra Schreibtabelle 2024 nimmt Abschied vom Igel

Lange Zeit geisterte der Igel durch viele Anlaut- und Schreibtabellen. Wir waren alle an ihn gewöhnt und dennoch müssen wir Abschied nehmen.

  • Das Anlautbild Igel wird in der Fachdidaktik und z. B. auch in der Handreichung zum verbindlichen Grundwortschatz scharf kritisiert.
  • Wörter mit langem i im Anlaut sind Merkwörter. Es findet sich nur in wenigen Wörtern (Igel, Iglu).
  • Auch Wörter mit i im Inlaut (z. B. Tiger, Apfelsine, Pirat) gelten als Merkwörter, da das lange i regelhaft durch ie verschriftet wird.
  • Eine Lauttabelle sollte Regelschreibungen und keine Ausnahmen aufführen.

Der Igel wurde daher von der Zebra Schreibtabelle entfernt. Die Insel steht weiterhin für das kurze i und der Riese, der das lange i durch ie repräsentiert, hat nun Platz auf der Vorderseite gefunden. Ein Wort mit ie im Anlaut existiert nicht. Wenn auch nicht im Anlaut, führt der Riese die Kinder dennoch sicherer zu richtigen Schreibung, als es der Igel tat.

Zebra Schreibtabelle 2024 Abschied vom Igel-i

Die Zebra Schreibtabelle 2024 verabschiedet sich vom Igel-i


Bär und Dino dürfen bleiben?

Ja, denn bei den Wörtern in der Zebra-Schreibtabelle handelt es sich nicht um Modellwörter für den Rechtschreiberwerb, sondern um Wörter, die Laute repräsentieren und Kindern für das anfängliche Schreiben eine erste Orientierung bieten. Es werden Wörter aufgegriffen, die im Wortschatz der Kinder verankert sind und deren Illustrationen gut erkennbar sind.

Die Wörter der Schreibtabelle sollen nicht verschriftet, sondern der Laut verdeutlicht werden: Bär, Dino. Bei der Arbeit mit der Schreibtabelle befinden wir uns auf der Lautebene. Dass Bär ein Merkwort ist, da es von keinem Wort mit a ableitbar ist und der Dino das lange i durch i und nicht ie repräsentiert, spielt eine untergeordnete Rolle. Es geht eben nicht um die Schriftgestalt der Wörter.


Warum gibt es den Schwa-Laut nicht auf der Zebra-Schreibtabelle?

Der Schwa-Laut wurde nicht aufgenommen. Hier handelt es sich zwar um einen wiederkehrenden Laut, der sich v. a. in prototypischen Zweisilbern findet, jedoch steht der Laut nicht für sich, sondern stets im Silbenkontext und kann häufig kaum bis gar nicht „gehört“ werden (Bruder, Esel). Der Schwa-Laut wird im Zebra Arbeitsheft Sprache 2 thematisiert.

Den Schwa-Laut in der zweiten Silbe hören im Zebra Arbeitsheft Sprache 2 2024

Thematisierung des Schwa-Lautes im Zebra Arbeitsheft Sprache 2, Seite 19


Erkennbarkeit der Abbildungen

Die Illustrationen der Zebra Schreibtabelle wurden aus der vorherigen Generation übernommen, da sie das Kriterium der leichten Erkennbarkeit erfüllten.

Illustration: Anke Fröhlich, Leipzig

Als Übung zur Einführung der Lautbilder bietet sich das wiederholte und deutliche Benennen der Lautbilder und (An-)laute an, wobei dialektale Abweichungen von der Standardaussprache vermieden werden sollten: deutliches Sprechen zu den Lautbildern und Heraushören des Anlautes; Zuordnung von Buchstaben- und Lautbildkärtchen; Verschriften von Wörtern zu einer Abfolge von Lautbildern.


Systematischer Aufbau der Zebra-Schreibtabelle

Die Könige sind unter dem Kronensymbol in der Mitte der Tabelle zu finden. In den äußeren Spalten sind weiterhin die Konsonanten, zum Teil paarweise (stimmhaft – stimmlos) gegenüberliegend angeordnet.

Die neue Tabelle beinhaltet auf Seite 2 rechts außen zwei Spalten mit den ergänzten Konsonanten und Konsonantenverbindungen (blau umrahmt) und den End- bzw. Inlauten (ß) sowie den häufig als Silbengelenk fungierenden Mehrgraphemen ng, ck und tz (letzte Spalte).

Service für euch: Wir stellen die beliebten Varianten unserer Zebra Schreibtabelle 2024 sukzessive unter diesem Beitrag als kostenlosen Download zur Verfügung.


Fazit: Was wollen wir mit der Schreibtabelle erreichen?

  • Kinder lernen nicht Wortschreibungen, sondern entdecken (häufige) Laut-Buchstabenbeziehungen
  • Kinder können mit der Schreibtabelle erste Wörter lautgetreu verschriften
  • Kinder lernen nicht (auf direktem Weg) die Rechtschreibung, sondern erhalten ein Mittel, erste Laut-Buchstabenbeziehungen anzuwenden, sich schriftsprachlich auszudrücken und so allmählich auf den Weg zur Rechtschreibung zu gelangen

Es obliegt der Lehrperson dabei frei zu entscheiden – und das ist in den Zebra-Materialien auch so verankert – ob die Schreibtabelle „nur“ zum Erlernen der Laut-Buchstabenbeziehungen genutzt wird, zum Verschriften von lautgetreuen Wörtern oder ob sie als frühes Instrument zum freien und im anfänglichen Stadium selbstverständlich nicht immer fehlerfreien schriftsprachlichen Ausdruck dient.


Mit der neuen, verbesserten Zebra-Schreibtabelle 2024 wünschen wir euch viel Spaß und den Kindern gutes Gelingen beim Verschriften von Wörtern, Sätzen und ihrer eigenen kreativen Gedanken.

Herzliche Grüße

Bernadette Girshausen


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