10. Februar 2020
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Der vorliegende Grundwortschatz besteht aus 148 Wörtern, die fast alle im bundesweiten Grundwortschatz (siehe gelbe Färbung) enthalten sind. Das „fast“ verrät schon ein bisschen, wie schwierig es ist, geeignete Wörter für ein erstes Schuljahr auszuwählen. Denn hier sollen es nicht nur Modellwörter für erste Rechtschreibaspekte sein, sondern auch Wörter, mit denen man den Schreiblernprozess der Kinder gezielt voranbringen kann. Eine angemessene Auswahl sollte sich daher in der ersten Zeit insbesondere am Schreibentwicklungsstand der lernschwächeren Kinder orientieren. (Sowohl im Zebra-Buchstabenheft als auch in den drei Heften von Zebra PLUS sind die Stufen der Schreibentwicklung für Lehrer*innen, Kinder und Eltern anschaulich dargestellt.) Wenn alle Kinder in der Lage sind, erste Wörter nach Klangstruktur lesbar zu schreiben, wird die Auswahl einfacher.

Der vorliegende Wortschatz ist ein Zebra-Wortschatz, weil sich die Auswahl der Wörter (auch) an der Buchstabenprogression der Zebra-Lehrwerke orientiert. Da das Zebra-Konzept aber von Anfang an das Schreiben mit einer Buchstabentabelle einbezieht, ist z.B. bei Zebra PLUS „ein noch unbekannter Buchstabe“ ungefähr ab Heft B kein Problem mehr für die Erarbeitung eines ansonsten geeigneten Grundwortschatzwortes.

Erarbeitung der Entwicklungsschritte im Schreiblernprozess

Äußere Struktur der Zebra-Grundwortschatzübersicht und eine flexible Nutzung

In der ersten Spalte befinden sich alle 148, als „verbindlich“ empfohlenen  Grundwortschatzwörter. Wörter, die gleichzeitig zu den verbindlichen Häufigkeitswörtern gehören, sind durch ein Sternchen gekennzeichnet (siehe auch im Anhang „Häufigkeitswortschatz“…) In der zweiten Spalte werden mit Pfeilen nach unten Wörter aufgeführt, die gut als Modellwort zum aktuellen Buchstaben passen, aufgrund von bisher noch nicht thematisierten Buchstaben jedoch erst später erarbeitet werden sollten.

Je nach Klassensituation könnt ihr diese Wörter eventuell aber auch vorziehen. In der dritten Spalte werden weitere geeignete Wörter vorgeschlagen, mit denen ihr den verbindlichen Grundwortschatz ergänzen könnt(„klassenbezogener Wortschatz“). Beim LL wird z.B.  in der dritten Spalte das Wort „Laterne“ vorgeschlagen. Dieses Wort kommt noch nicht einmal im bundesweiten Grundwortschatz vor! Aber: Die Laterne ist im Herbst für alle Erstklässler noch ein sehr wichtiges Thema, so dass ich dieses Wort sogar dem Grundwortschatzwort „Lampe“ vorziehen würde!

Wenn es euch genauso geht, ergänzt es, oder tauscht es zunächst einfach aus. Das Wort Lampe passt auch später noch, wenn es um das –e am Ende eines Wortes geht.

In diesem Sinne können auch weitere klassenbezogene Wörter aus dem themenorientierten Unterricht so bedeutsam sein, dass ihr sie dem klassenbezogenen Grundwortschatz hinzufügen wollt. Diese Flexibilität ist selbstverständlich möglich. Achtet nur darauf, dass es insgesamt nicht zu viele Wörter werden.

Wichtig: Die tatsächlich erarbeiteten Wörter solltet ihr auf jeden Fall in der Gesamtübersicht (siehe „Bundesweiter Grundwortschatz für die Grundschule) ankreuzen, damit trotz der Flexibilität die Übersicht, welche Wörter bereits thematisiert wurden, selbst bei einem Lehrerwechsel nicht verloren geht.


Die Auswahlkriterien für den vorliegenden Grundwortschatz

Das Rechtschreiblernen soll sich generell an den Prinzipien unserer Schrift orientieren:

Prinzipien der Schrift Zebra Konzept
Grundlegende Prinzipien in Zebra

In Klasse 1 ist das alphabetische Prinzip der Schrift generell von vorrangiger Bedeutung. Im Zebra-Konzept verknüpfen wir es mit der Nutzung des Silben-Prinzips unserer Sprache, wodurch von Anfang an weitreichendere Erkenntnisse für das Richtigschreiben von Wörtern erworben werden können, als das alphabetische Prinzip isoliert gesehen ermöglicht. Im Zebra-Konzept fragen sich die Kinder nicht nur „Was hörst du?“ sondern immer „Was hörst du wo?“ So können sie, unter Nutzung der Silbenstruktur des Wortes das Gehörte mit ersten Rechtschreibgedanken verknüpfen, z.B.: Zu Beginn jeder Silbe kann ich die Laute in der Regel gut heraushören und mit Hilfe meiner Anlauttabelle eindeutig einem Buchstaben oder einer festen Buchstabenkombination zuordnen.“ (Heraushörbar sind so auch „Sch sch, St st, Sp sp“, sowie das ie am Ende einer Silbe und das „ß“ zu Beginn einer Silbe). Aber Achtung: Das Unterscheiden ähnlich klingender Laute (Bb-Pp, Gg-Kk, Dd-Tt, Oo-Uu, kurzes Ee-kurzes Ii) fällt vielen Kindern auch nach diesem Konzept zunächst schwer!

Grundwortschatzarbeit sollte also den Schreiblernprozess begleiten und die bewusste Wahrnehmung der Klangqualität der einzelnen Buchstaben anhand von Modellwörtern fördern. Zunehmend sollten die Modellwörter dann auch schwierigere Laut-Buchstaben-Zuordnungen enthalten. So werden die Kinder nach und nach auf den Weg gebracht, schließlich auch die Grenzen der alphabetischen Strategie zu entdecken und die Wirkung erster weiterführende Rechtschreibstrategien kennenzulernen (z.B. für lieb, Fuß, Bäume und Äpfel).

Anbahnung Rechtschreibstrategien
Anbahnung von Rechtschreibstrategien in Klasse 1

Die Auswahl und die Reihenfolge des vorliegenden Grundwortschatzes sind so gestaltet, dass von den Kindern zunächst jeweils „das einfache Wort“ erarbeitet wird, in dem sich die Schreibweise „nach Gehör“ ergibt (z.B. lie be, Fü ße, Baum, Ap fel). Später folgt „das schwierigere Wort“, in dem sie sich die richtige Schreibweise durch  die Entdeckung der „Verwandtschaft zu dem bereits bekannten“ erschließen können. Die dafür relevanten Rechtschreibstrategien Weiterschwingen und Ableiten werden erst im zweiten Schuljahr umfassend erarbeitet. Sie werden aber besser verstanden, wenn den Kindern „die Verwandtschaft“ der Wörter  bereits vertraut ist.


Die Entwicklung der Rechtschreibkompetenz im Auge behalten

Für die Aspekte der Rechtschreibentwicklung, die begleitend zum Schreiblernprozess durch gezielte Grundwortschatzarbeit verstärkt gefördert werden, gibt es im Anhang eine Übersicht, die auch als Dokumentationsbogen für die Rechtschreibentwicklung des Kindes genutzt werden kann. Diese Übersicht enthält, passend zu den bereits erwähnten Schreibentwicklungsstufen von Zebra Plus, verstärkende und ergänzende  Aspekte, die insbesondere durch die Grundwortschatzarbeit an Bedeutung gewinnen.

In den Zebra Buchstabenheften gibt es zu allen Rechtschreibaspekten vielfältige Übungsangebote. Ich empfehle, die ersten passenden Modellwörter als Wort des Tages, bereits vor den entsprechenden Zebra-Seiten zu erarbeiten, dann können die Seiten im Arbeitsheft auch sehr gut im Rahmen der Wochenplanarbeit als vertiefende Übungen selbstständig genutzt werden. Das passgenaue Zusammenwirken aller Unterrichtselemente hilft bereits ab Klasse 1 die Entstehung einer Rechtschreibschwäche zu vermeiden.

Weist dieser Dokumentationsbogen am Ende des Jahres noch auf Schwächen hin, solltet ihr euch auch im zweiten Schuljahr  in aller Gelassenheit die Zeit nehmen, mit den Kindern weiterhin die Nutzung der beiden Basisstrategien zu üben. Da die Kinder im Zebra-Konzept immer zunächst von der Basisstrategie ausgehen, und erst dann prüfen, ob es einen Anhaltspunkt für den Einsatz einer weiterführenden Strategie gibt, ist für die leistungsstärkeren Kinder im Rahmen der Grundwortschatzarbeit eine Differenzierung nach oben problemlos umsetzbar. Aber dazu wird es Hinweise zum Grundwortschatz für Klasse 2 geben.

Für eine begleitende Lernentwicklungsdiagnose eignen sich im ersten Schuljahr einzelne frei geschriebene Wörter, z.B. als Wort des Tages. Hierfür können Grundwortschatzwörter gewählt werden, die zum aktuellen Lernstand passen, die aber noch nicht als vorgegebene Modellwörter gemeinsam erarbeitet wurden.  Nach einer angemessenen Nachbesprechung gelten auch diese Wörter als erarbeitet. In der Regel würde ich keine erarbeiten Grundwortschatzwörter nach „Diktat“ überprüfen. Aber die Kinder könnten sich im Rahmen der Wochenplanarbeit gegenseitig ab und zu ein „älteres“ Grundwortschatzwort diktieren, nachbesprechen und in ihren „Wortschatzheften“ abzeichnen. Das fördert die Bedeutung dieser Wörter.

Dokumentationsbogen

So werden aus Grundwortschatzwörtern Lieblingswörter

Es erleichtert in Klasse 1 die intensivere Erarbeitung der Grundwortschatzwörter sehr, wenn es für die Kinder bedeutsame Wörter sind. Bei bedeutsamen Wörtern erinnern sie sich im Idealfall noch nach einem halben Jahr an die Situation, in der ein Wort einen besonderen Stellenwert hatte. Am einfachsten gelingt dies im Rahmen des themenorientierten Unterrichts, der am besten auch mit schönen Erlebnissen verbunden wird. Das Zebra Lesebuch, das Schulprogramm im Jahreskreis, und viele tolle Beiträge hier im Blog bieten hierfür eine Fülle von Anregungen, die sich in der Regel gut mit einem Grundwortschatzwort verknüpfen lassen. Gerade zu Beginn des ersten Schuljahres lassen sich  auch die einfachen, kurzen Häufigkeitswörter leicht in die Bedeutsamkeit puschen.

Ein Beispiel: Am ersten Schultag vermittelt die Begrüßungsfeier, dass jedes Kind hier an unserer Schule wichtig ist. In den ersten Unterrichtsstunden nehmen wir darauf Bezug und erarbeiten das erste Wort „ich“. Wenn wir dieses erste Wort in zwei Teile zerschneiden , sprechen, hören und wieder zusammensetzen, können wir daran sehr deutlich und umfassend erfahrbar machen, worum es beim Schreibenlernen in der nächsten Zeit gehen wird. (Diese Unterrichtseinheit wird ausführlich vorgestellt in „Zebra- Der rote Faden beim Schreibenlernen, S.18 u. S.31).  Ein „ich-Buch“ kann nachfolgend entstehen, in dem das Kind sich selbst vorstellt und vielleicht sogar wichtige Erinnerungen aus dem gesamten ersten Schuljahr festhält: „ich als Schulkind“, „ich mit Mama“, „ich im Bus“ „ich mit Laterne“ bei unserem Laternenumzug …

Nicht immer müssen die Kinder dazu etwas malen, denn das ist sehr zeitintensiv. Am PC ausgedruckte Fotos oder einfach nur kopierte,  können helfen schöne Erinnerungsseiten zu gestalten und dabei kommen einige kurze Wörter in den ersten einfachen Sätzen immer wieder vor. Manchmal sind es aber auch ganz einfache kleine Ideen, die bei den Kindern eine gewisse Spannung und eine positive Erwartungshaltung für das richtig geschriebene Wort wecken können. Ihr könnt z.B. „Listen“ in der Klasse aushängen: eine mit den Zahlen von 1-12, eine weitere mit allen Farben, vielleicht auch eine mit Tierbildern, …, die nach und nach mit erarbeiteten Grundwortschatzwörtern gefüllt werden. Da die Reihenfolge der erarbeiteten Wörter nicht den Vorgaben auf den Listen entspricht, haben solche Listen einen gewissen Herausforderungscharakter. Der vorliegende Grundwortschatz bietet noch weitere Möglichkeiten zum Sammeln in Listen.

Listen können aber auch eine motivierende Möglichkeit zum Selbsttest sein: „Diese Zahlen kann ich schon schreiben“, usw. Weitere Übungsideen zum Grundwortschatz findet ihr auch im schulinternen Lehrplan für die Arbeit mit Zebra Plus in Klasse 1, der hier im Blog in vier Teilen angeboten wird.


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