Im zweiten Schuljahr ist vieles, gerade im Hinblick auf die Elternarbeit, schon wesentlich entspannter. In den allermeisten Fällen kennt ihr bereits die Erziehungsberechtigten eurer Schützlinge, hattet mindestens schon einen Elternabend und sicherlich auch das ein oder andere (Lernentwicklungs-) Gespräch. Zu Beginn des neuen Schuljahres steht jetzt wieder der nächste Elternabend an. Auch im zweiten Schuljahr ist die Vorgehensweise allerdings von Schule zu Schule unterschiedlich. Manchmal ist sie sogar auch abhängig vom jeweiligen Bundesland.
In meinem heutigen Beitrag zeige ich euch, welche Informationen ich am ersten Elternabend im zweiten Schuljahr rausgebe. Dabei gilt wie immer: Schaut durch und nutzt das, was für euch, euren Unterricht und eure Elternarbeit passt.
Zusammen unterwegs – durch das neue Schuljahr
Der gemeinsame Start in ein neues Schuljahr steht in meiner Klasse immer unter einem speziellen Motto. Nachdem wir nun schon ein Jahr lang zusammen verbracht haben, wollen wir auch im zweiten Schuljahr zusammen unterwegs sein. Perfekt hierzu passt unser Zebra-Motto: „Schritt für Schritt – alle kommen mit.“ Hierzu erhalten die Kinder am ersten Tag nach den Sommerferien ein kleines Präsent. Dies ist ein Anhänger, den sie an ihrem Schulranzen befestigen können. Damit symbolisieren wir auch nach außen unserer Gemeinschaft. Falls ihr diese Idee übernehmen möchtet, findet ihr das Material am Ende meines Beitrags.
Neben dieser Gemeinschaft thematisiere ich an diesem Elternabend auch sehr viel Individualität. In meiner Unterrichtspraxis spielt das individuelle Lernen nämlich eine große Rolle. Natürlich ist dies den meisten Erziehungsberechtigten bereits aus dem ersten Schuljahr bekannt. Trotzdem erläutere ich gerne nochmal die Funktion meiner Lernarrangements, eventueller Lernpläne, der Lernzeiten sowie Förderpläne und Nachteilsausgleiche. Dies schafft Offenheit und Transparenz. Alle Anwesenden haben sicherlich irgendwann mal eine Grundschule besucht und vollkommen unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Wichtig ist mir, dass sie meine Sicht der Dinge kennen. So lassen sich auch flexible Sitzmöglichkeiten etc. besser nachvollziehen.
Fehler als Helfer
Als kleinen „Opener“ zeige ich in meiner Präsentation immer ein Foto von meiner Tochter mit einem leckeren Eis. Diese Folie wird durch die Frage „Was haben Penicillin, Herzschrittmacher und Eis am Stil gemeinsam?“ ergänzt. Hierzu dürfen sich die Anwesenden in einer kurzen „Murmelrunde“ austauschen und im Anschluss ihre Ideen äußern. Dabei kommen meist lustige Ideen heraus. Meine Lösung präsentiere ich auf einer weiteren Folie. „Alles sind Entdeckungen, die wir einem Fehler oder einem Irrtum verdanken.“ Ergänzend hierzu könnt ihr noch die Buchstaben FEHLER zu HELFER umsortieren. Dies lässt sich sowohl digital (in einer Präsentation) als auch händisch (mit Magnetbuchstaben an Whiteboard/ Tafel) umsetzen.
Diesen Türöffner nutze ich, um im Anschluss meine positive Fehlerkultur zu thematisieren. Fehler sind wichtig und notwendig. Sie zeigen, was Kinder noch nicht verstanden oder falsch verstanden haben. Hier können wir als Lehrkräfte ganz gezielt ansetzen und Inhalte nochmal wiederholen. Wer keine Fehler macht, macht auch sonst nicht viel. Lernen ist ein Weg und kein Zustand oder Ergebnis. Egal wie viele Fehler ein Kind macht, im Unterricht zeige ich ihm immer, wie viel es gleichzeitig schon richtig gemacht hat. Deshalb kreise ich Fehler grundsätzlich ein. Sind sie korrigiert, male ich Striche an den Kreis und bringe die Fehler als Sonne zum Leuchten. Diese Sichtweise ist mir ganz wichtig. Sie passt auch hervorragend zum Thema Rechtschreibung und FRESCH, was ich als nächstes erläutere.
Unterrichtsinhalte Deutsch (Sprache)
Der Deutschunterricht im 2. Schuljahr ist ganz klar durch die FRESCH-Methode geprägt. In unserem Zebra Arbeitsheft Sprache 2 wird in jedem Kapitel eine FRESCH Strategie eingeführt. Dieses Konzept des Rechtschreiberwerbs durch Strategien, die als Symbole dargestellt werden, erläutere ich den Erziehungsberechtigten ebenfalls am ersten Elternabend. Viele der Anwesenden werden den Rechtschreibunterricht ihrer eigenen Schulzeit noch mit Auswendiglernen in Verbindung bringen. Dem entgegen steht das FRESCH-Konzept. Es bietet Kindern ein Geländer und nimmt sie an der Hand beim Ausprobieren und Nachvollziehen der Schreibung unserer Sprache. Die sechs Strategien des Arbeitsheftes stelle ich kurz und knapp vor. Ein passendes Info-Sheet gebe ich als Merkstütze mit nach Hause. Ihr könnt es am Ende des Beitrags downloaden. Die wichtigste FRESCH-Info an diesem Abend ist allerdings, dass sich 80% der Wörter unseres Grundwortschatzes durch Strategien erschließen lassen. Lediglich 20% sind sogenannte Merkwörter, die wir isoliert trainieren.
Weiterführende Informationen sowie umfangreiches Material zu den Fresch-Strategien findet ihr in den Beiträgen von Bernadette Girshausen:
(Klasse 1) Sprechen – hören – schwingen
Nachschlagen
Unterrichtsinhalte Deutsch (Lesen)
Nachdem die Kinder im ersten Schuljahr das Leseprinzip verstanden haben, geht es jetzt im zweiten Schuljahr darum, das sinnverstehende Lesen zu trainieren. Die wichtigste Komponente für sinnverstehendes Lesen ist die Fähigkeit zur Entschlüsselung der zu lesenden Wörter, das heißt das Dekodieren oder basale Lesen – mit den Aspekten Genauigkeit und Geschwindigkeit. Den Erziehungsberechtigten erkläre ich dazu die Übungsformate des „Blitzlesens“ und des „Lesetandems“. Während das Blitzlesen im Training auf Wortebene verortet ist, trainiert das Lesetandem auf der Ebene des Leseverstehens. Beide Methoden begleiten uns durch das zweite Schuljahr.
Hierzu zeige ich unsere Blitzlesekarten, die passenden Lesetrainingsseiten aus dem Zebra Lesebuch und ein Erklärvideo, in dem das Lesetandem vorgestellt wird. ((Link einfügen)) Eine passende Videosequenz, welche diese Methode in der Unterrichtspraxis zeigt, findet ihr auf unserem Instagram Account @zebra_franz.
Um die Lesemotivation auch über den Unterricht hinaus aufrechtzuerhalten, erkläre ich noch unsere passenden Zebra-Lesepässe. In diese können zusätzliche Lesezeiten eingetragen und dafür Perlen gesammelt werden. Alle Perlen wandern in ein gemeinsames Glas. Ist das Glas voll, gibt es eine gemeinsame tolle Aktion, die wir uns vorab überlegt haben, für die gesamte Klasse: Gemeinschaft! Ihr erinnert euch an unser Schuljahres-Motto.

Der Lesepass als wichtiges Instrument, die Lesemotivation auch über den Unterricht hinaus aufrecht zu erhalten.
Unterrichtsinhalte Deutsch (Schreiben)
Im ersten Schuljahr haben die Kinder bereits regelmäßig geschrieben. In diesem Schuljahr wird dies ritualisiert fortgesetzt. Hierzu können die Kinder alles nutzen, was sie möchten. Ich zeige den Eltern entsprechende Schreibhefte sowie Materialien. Dies sind die bekannten „Fünf-Minuten-Schreibanlässe“, Kapitelauftaktseiten der Lesebücher, Zebra Wimmelbilder und Suchbilder. Wichtig ist es mir an dieser Stelle aber auch zu erklären, dass die Kinder schreiben können, was ihnen wichtig ist. Alles ist erlaubt und alles darf auch mit Klassenkameraden besprochen werden. Jeder schreibt so, wie es möglich ist. Fertige Werke dürfen vorgestellt werden. An dieser Stelle entstehen dann nach und nach unsere Schreibkonferenzen.

Wimmel- oder Suchbilder sind Materialien mit vielfältigen Schreibanlässen.
Welche allgemeinen Infos sind wichtig für diesen Elternabend?
Eine wichtige Info solltet ihr auf keinen Fall vergessen: Es ist das leidige Thema der Notenvergabe, welches im zweiten Schuljahr neu dazu kommt. In den allermeisten Bundesländern werden zumindest in den Hauptfächern der Grundschule benotete Arbeiten geschrieben. Die Zeugnisausgabe erfolgt meist am Ende des 2. Schuljahres. Details zur Bewertung sowie zur Gewichtung der mündlichen und schriftlichen Leitungen entnehmt ihr bitte den Verordnungen der jeweiligen Länder sowie eurer schulinternen Curricula.
Viel wichtiger ist mir es, den Erziehungsberechtigten an diesem Abend deutlich zu machen, dass eine Note nicht abbildet, was das Kind wirklich kann. Noten sind nachweislich weder objektiv noch reliabel oder valide. Die exakt gleiche Arbeit kann unter veränderten Umständen zu einem anderen Ergebnis führen. Dessen müssen wir uns alle bewusst sein.
Und das Allerwichtigste: Keine Zahl der Welt wird jemals ausdrücken können, wie wertvoll das jeweilige Kind ist!
Ich wünsche euch einen angenehmen Elternabend im 2. Schuljahr und hoffe, dass wir euch mit unseren Infos und unserem Material unterstützen können. Besucht uns gerne auch auf Instagram. Auf unserem Account zebra_franz findet ihr viele weitere Ideen rund um euren Unterricht.
Herzlichst, eure Theresa
Hinterlasse einen Kommentar