In diesem Beitrag der Reihe wird nun die letzte der insgesamt sieben Rechtschreibstrategien – die Rechtschreibstrategie Merkwörter – in den Blick genommen. Unter die Strategie fallen alle Wortschreibungen, die nicht vollständig regelhaft erklärt werden können. Somit handelt es sich in diesem Fall nicht um eine Strategie zur Erklärung der Wortschreibungen, sondern um eine Strategie zum Auswendiglernen (Merken) der Wörter. Unter dem Artikel findet ihr wieder passgenaue Wortlisten.
In den Zebra-Materialien geht es nicht um das Auswendiglernen von Rechtschreibregeln, sondern um das strategiegeleitete Durchdringen der Prinzipien der deutschen Orthographie und die Ermittlung von Rechtschreibungen. Beim Üben mithilfe der Strategien sammeln die Kinder Erkenntnisse über die deutsche Schriftsprache und können diese aktiv für das Schreiben und die Korrektur von Schreibungen nutzen. In Zebra werden die FRESCH-Strategien aufgegriffen (Michl, H.-J. (Hrsg.) (2011): FRESCH. Freiburger Rechtschreibschule. AOL-Verlag) und erweitert. Die in Zebra relevanten sieben Rechtschreibstrategien sind:
- Sprechen – hören – schwingen
- Groß oder klein?
- Weiterschwingen
- Ableiten
- Wortbausteine
- Merkwörter
- Nachschlagen
Tipp:
Den Beitrag und die Wörterlisten zur Rechtschreibstrategie Sprechen – hören – schwingen findet ihr hier.
Den Beitrag und die Wörterlisten zur Rechtschreibstrategie Wortbausteine findet ihr hier.
Den Beitrag und die Wörterlisten zur Rechtschreibstrategie Weiterschwingen findet ihr hier.
Den Beitrag und die Wörterlisten zur Rechtschreibstrategie Ableiten findet ihr hier.
Den Beitrag und die Wörterlisten zur Rechtschreibstrategie Groß oder klein findet ihr hier.
Die Symbole der Zebra Rechtschreibstrategien zum Ausdrucken findet ihr in diesem Beitrag.
Zur Rechtschreibstrategie Nachschlagen gibt es keine sinnvoll erscheinenden Wortlisten. Für diese Strategie eignen sich Merkwörter insbesondere, da durch das Nachschlagen ihre Schreibung überprüft werden kann.
Die Rechtschreibstrategie Merkwörter – Grundlagen
Die Strategie Merkwörter bezieht sich auf Wörter mit unterschiedlichen, von der Basisschreibung abweichenden (z. B. Tiger – das lange i wird hier durch den Buchstaben i und nicht durch ie repräsentiert) bzw. auch nicht anderweitig regelhaft zu erklärenden Stellen (z. B. Bär – das Wort wird mit ä geschrieben, obwohl es kein verwandtes Wort mit a gibt). Außerdem fallen auch einige häufige Wörter (z B. von, deshalb, ihn) in die Kategorie Merkwörter.
Der Wortschatz kann unter dem Aspekt der Rechtschreibung in Nachsprechwörter (auch Mitsprechwörter), Regelwörter (auch Strategiewörter oder Nachdenkwörter) und Merkwörter (auch Lernwörter) unterteilt werden. Nachsprechwörter werden lautgetreu verschriftet. Die Schreibung entspricht den Basisgraphemen, also den Laut-Buchstabenbeziehungen, die sich am häufigsten finden. Regelwörter werden auf der Grundlage von Rechtschreibregeln verschriftet, die mithilfe von Strategien erklärt werden können (z. B. Mitlautverdopplung – Strategie: schwingen; Auslautverhärtung – Strategie: Weiterschwingen). Die Merkwörter werden im Folgenden näher erläutert.
Die Rechtschreibstrategie Merkwörter: eine Strategie zum Verinnerlichen
Merkwörter sollten routinemäßig geübt werden. Dazu gehören das Schreiben der Wörter, das Einprägen schwieriger Stellen und das Kontrollieren der Wortschreibungen anhand der Vorlage bzw. durch Nachschlagen in der Wörterliste oder einem Wörterbuch. Es empfiehlt sich, dass die Kinder dazu eine Merkwörterkartei anlegen, mit der in der Freiarbeit oder im Rahmen der täglichen Übung geübt werden kann.
Merkwörter üben durch Abschreiben, Zebra Arbeitsheft Sprache 2, Seite 98
Merkwörter mit Doppelvokal
Nur wenige Wörter werden im Deutschen mit Doppelvokal geschrieben. Verdoppelt werden nur die Vokale a, e und o. Die Doppelvokale repräsentieren stets lang klingende Vokale.
Doppelvokale finden sich in Nomen und deren Ableitung (Aal, aalglatt). Einige Fremdwörter mit Doppelvokal nehmen wir gar nicht als solche wahr (z. B. Idee, Kaffee). Einige der Wörter kommen aus der englischen Sprache (z. B. Pool, Shampoo).
Bsp 1: Merkwörter mit Doppelvokal, Zebra Arbeitsheft Sprache 2, Seite 99
Merkwörter mit stummem h
„Das stumme h, das ist nicht schwer – steht oft nach l, n, m und r.“ Derartige Regeln stiften häufig mehr Verwirrung, als dass sie beim Rechtschreiben helfen. Das stumme h kennzeichnet die Vokallänge. Allerdings wird diese nicht durch das h erzeugt, sondern lediglich hervorgehoben. Somit hilft es beim Lesen, erschwert aber die Rechtschreibung, da es (wie der Name schon sagt) stumm, also nicht hörbar ist.
Im Arbeitsheft Zebra 2 wird zunächst die Schreibung der Pronomen ihm, ihn und ihr aufgegriffen. Einigen Kindern fällt es zunächst schwer, diese von den Ortsangaben im und in zu unterscheiden. Hier sollte auf den lang klingenden Vokal in den Pronomen aufmerksam gemacht werden.
Bsp 2: Merkwörter mit stummem h, Zebra Arbeitsheft Sprache 2, Seite 100
Merkwörter mit ä
In dem Beitrag zur Strategie Ableiten wurde bereits ausführlich darauf eingegangen, dass durch die Suche nach verwandten Wörtern mit a herausgefunden werden kann, ob ein Wort mit ä oder e geschrieben wird. Allerdings gibt es einige Wörter, die mit ä geschrieben werden, jedoch kein verwandtes Wort mit a haben. Diese Wörter sind Merkwörter (z. B. Käse).
Bsp 3: Merkwörter mit ä, Zebra Arbeitsheft Sprache 2, Seite 101
Merkwörter mit V/v
V/v kann sowohl dem stimmlosen f-Laut als auch dem stimmhaften w-Laut entsprechen. Wörter mit V/v sind also grundsätzlich Merkwörter: Man schreibt nicht *Wampir à sondern Vampir, nicht *Fogel à sondern Vogel.
Bsp 4: Merkwörter mit V/v, Zebra Arbeitsheft Sprache 2, Seite 103
Auch die häufigen Wörter vom, von und vor sind Merkwörter. Aufgrund ihres häufigen Auftretens sollte auf ihnen sowie auch auf den Präfixen ver- und vor- ein besonderer Fokus beim Üben liegen.
Bsp 5: Merkwörter mit Präfix ver- und vor-, Zebra Arbeitsheft Sprache 2, Seite 104
Fremdwörter
Im Gegensatz zu Lehnwörtern, die in ihrer Aussprache und Flexion bereits an das Deutsche angepasst sind (z. B. lat. schola -> Schule), sind Fremdwörter Wörter oder Wortteile, die aus einer anderen Sprache übernommen und in der Schreibung noch nicht an deutsche Graphem-Phonem-Korrespondenzen bzw. andere Prinzipien der deutschen Wortschreibung angepasst wurden (z. B. Croissant). Ihre Schreibung mag interessant erscheinen und ein Sprachinteresse wecken. Fehlt jedoch ein Bezug zur Herkunftssprache, sind diese schwer zu merken. Viele dieser Wörter kommen aus dem Englischen. Anglizismen werden bspw. für technologische Begriffe verwendet, für die es kein deutsches Pendant gibt (z. B. Handy) oder es handelt sich um Modewörter, die durch die Jugendsprache Einzug erhalten haben (z. B. cool). In der Flexion sind diese häufig bereits angeglichen („Ihr habt coole Handys“). In der Schreibung gleichen viele Anglizismen allerdings der Schreibung im Englischen und weichen von deutschen Graphem-Phonem-Korrespondenzregeln deutlich ab.
Zweifelsohne ist es wichtig, dass Grundschüler bereits erste Fremdwörter richtig schreiben lernen. Viel wichtiger ist es aber, dass diese zunächst einmal als Fremdwörter erkannt werden und ein Bewusstsein für die sprachherkunftsnahe, von deutschen Schreibungen abweichende Schreibung geschaffen wird. Hierzu kann mit Sprachvergleichen gearbeitet, die Wortherkunft thematisiert werden und auch die Arbeit mit altersgerechten Fremdwörterbüchern angebahnt werden.
Bsp 6: Merkwörter / Fremdwörter, Zebra Arbeitsheft Sprache 2, Seite 105
Fazit und Ausblick
Es ist von Bedeutung, dass die Kinder ein Wissen um typische Merkwortschreibungen aufbauen (bspw. Wörter mit den Lauten f und w, die ggf. mit v verschriftet werden, die Schreibung des stummen h, oder von i für das lang klingende i). Ihnen sollte auch bewusst sein, dass Fremdwörter anders als deutsche Wörter geschrieben werden. Ein Wissen um Laut-Buchstabenbeziehungen, häufige Buchstabenverbindungen und Morpheme in anderen Sprachen (z. B. y für den Laut i in Anglizismen) hilft, diese richtig zu schreiben. Das Rechtschreibgespür für und Rechtschreibwissen um Merkschreibungen hält dazu an, in Zweifelsfällen nachzuschlagen.
Um Merkwörter richtig schreiben zu können, ist es wichtig, dass die Kinder Strategien und Übungsformen kennen, wie sie diese üben und einprägen können. Ein Hervorheben der Merkstellen begünstigt, das Augenmerk auf „Aufpass-Stellen“ zu legen. Merkwörter sollten nicht nur häufig, sondern auch klug geübt werden. Lernkarteien dienen in diesem Zusammenhang als wertvolle Lernhelfer.
Aus Gründen der Praktikabilität haben wir uns entschieden, die Wörterlisten passend zu den Themen des Arbeitsheftes Zebra-Sprache 2 zu gestalten. So können ganz einfach Wörter für weiterführende Übungen aus den Listen entnommen werden. Die passenden Wörterlisten mit Wörtern aus den Grundwortschätzen Baden-Württemberg, NRW und Hessen könnt ihr unterhalb des Artikels herunterladen.
Hier nun auch passende Wörterlisten zur Rechtschreibstrategie Merkwörter, mit denen die Strategie weiterführend geübt und gefestigt werden kann. Gutes Gelingen bei der Arbeit an Merkwörtern wünscht
eure Bernadette Girshausen