Stop-Motion-Filme im Unterricht
In meinem vorherigen Beitrag zum Thema habe ich euch die Technik der Stop-Motion-Filme anhand eines Schülerbeispiels mit Zebra Franz vorgestellt, sowie über die Einbettung in den Unterricht geschrieben.
In diesem Beitrag soll es um die Erstellung am Beispiel der App Stop Motion Studio gehen, sowie die Planung vorab mit Drehbuch und Storyboard.
Die App Stop Motion Studio
Es gibt diverse Apps mit denen man einen Stop-Motion-Film erstellen kann. Eine sehr bekannte App, mit der ich Erfahrung gesammelt habe, ist die App Stop Motion Studio. Diese ist in ihrer Basisversion kostenlos, sowohl für iOS als auch für Android. In der Free-Version sind grundlegende Funktionen freigeschaltet, jedoch erlangt man ein besseres Ergebnis und mehr Freude mit der kostenpflichtigen Pro-Version.
Wenn man diese für die iPads/Tablets der Schule anschaffen möchte, so benötigt man die Pro-Version nicht unbedingt auf allen Endgeräten! In der Regel arbeiten die Schülerinnen und Schüler ja in Kleingruppen an einem Film, so dass man ohnehin nur wenige iPads/Tablets für die Projektarbeit benötigt. Und eher unwahrscheinlich ist es, dass mehrere Klassen gleichzeitig einen Stop-Motion-Film erstellen. So kommt man mit einer geringen Anzahl an App-Einkäufen gut hin, denn der Preis pro App beträgt derzeit 5,99€. Natürlich gibt es auch noch andere Stop-Motion-Apps. Die vorgestellte App hier steht exemplarisch auch für weitere.
How to – Bedienung der App und analoge Planung
Eine bebilderte und interaktive Anleitung zur Bedienung der App findet ihr am Ende dieses Beitrags als kostenlosen Download. Dort könnt ihr euch in Ruhe durchklicken und die Anleitung nach Belieben aufrufen. Ferner habe ich für euch auch eine Drehbuchvorlage sowie eine Storyboardvorlage erstellt, auf die ich hier eingehen möchte.
Um einen gelungenen Stop-Motion-Film zu erstellen, ist die analoge Vorarbeit nicht zu unterschätzen. Jede Gruppe arbeitet an ihrem eigenen Filmprojekt zum Thema, bspw. zu den Verkehrsregeln. Jede Gruppe hat eine Regel ausgewählt bzw. zugeteilt bekommen und überlegt nun, wie und womit sie diese darstellen können. Schön ist es, wenn jede Gruppe andere Materialien benutzt, z.B. eine Gruppe arbeitet mit Knete, eine andere mit Plastikfigürchen etc. So entsteht eine Vielfalt und vor allem unterschiedliche Filme. Selbstverständlich ist die unterschiedliche Materialauswahl aber kein Muss! Wichtiger ist, dass die Handlung bzw. die Botschaft des Films deutlich wird. In Bezug auf das o. g. Beispiel sollte also die Verkehrsregel durch eine kleine Geschichte verständlich dargestellt werden. Dazu schreiben die Kinder gemeinsam ein Drehbuch. Was passiert in unserer Geschichte, in unserem Film? Wie soll unser Film heißen?
Das Drehbuch ist also die beschreibende Vorlage für den Film. Es beinhaltet das Filmthema, den Titel und eine kurze Beschreibung der Handlung. Das Storyboard hingegen ist ein Plan zur Filmabfolge, in welchem der Film schon in Szenen eingeteilt wird und diese skizziert werden. Auch Dialoge lassen sich hier zuordnen oder man notiert bestimmte Kameraeinstellungen/Effekte und welche Requisiten für welche Szene benötigt werden.
Bevor die eigentlichen „Dreharbeiten“ beginnen, sollten die Kinder einander ihre Filmprojekte vorstellen. Das lässt sich gut im Plenum realisieren, denn alle profitieren von dem gegenseitigen Feedback und können ggf. in der nächsten Stunde noch Änderungen vornehmen oder eine noch vorhandene Lücke im Drehbuch schließen.
Für die Lehrkraft empfehle ich, die Drehbücher und insbesondere die Storyboards einzusammeln und Dialoge der Figuren (ob später als Audioaufnahme oder als Schrift im Stummfilm-Stil) ggf. zu korrigieren. Ebenso wenn ein Drehbuch, eine Handlung, ausufern sollte. Einige Gruppen benötigen vielleicht bei der Planung mehr Unterstützung, andere wiederum beim Dreh selbst.
Wichtig: Lasst euch und den Kindern Zeit!
Für mich ein ganz wichtiger Aspekt: Zeit! Wenn ihr das erste Mal mit eurer Klasse Stop-Motion-Filme ausprobieren möchtet, empfehle ich mehr Zeit einzuplanen! Sonst wird es stressig, sowohl für die Erwachsenen als auch für die Kinder.
Bevor meine Klasse sich dem eigentlichen Filmprojekt widmete, hatte ich am Tag vor den Dreh eine Doppelstunde zum Ausprobieren eingeplant. Das war eine gute Entscheidung! So konnten die Kinder alle Funktionen, die ich an der digitalen Tafel erklärt hatte, in Ruhe ausprobieren, ohne dass ein Ergebnis erzielt werden sollte. Die Kinder hatten Ruhe und Zeit und vor allem Spaß Mäppchen oder Figürchen zu „bewegen“. Sie konnten Musik oder Toneffekte auswählen und sich schlichtweg mit der App vertraut machen. Ein Aufbau von Set/Kulisse war für das Ausprobieren nicht notwendig und auch nicht vorgesehen. Am Ende resümierten wir kurz was die einzelnen Gruppen probiert hatten. Manche hatten auch schon eine kurze Filmsequenz zeigen wollen. Am Folgetag war dann unser Drehtag eingeplant. Dafür hatte ich auch einen ganzen Schultag vorgesehen. Die Vorfreude auf das Projekt war nach dem ersten Ausprobieren noch größer!
Noch ein Tipp: Falls viele Audioaufnahmen, Toneffekte und Musik nötig sind, lässt der fertige Film sich auch gut gruppenweise an den Folgetagen editieren. So kann man sich am Drehtag auf den Aufbau der Technik, der Kulisse und der Erstellung des Films konzentrieren.
Das jeweilige Filmprojekt bleibt lokal auf dem iPad/Tablet gespeichert. D.h. am besten notiert man sich die Nummer des Endgerätes sowie die jeweilige Gruppe.
Organisation vorab: Was wird benötigt?
Während sich die ersten Filmideen entwickeln, empfehle ich darauf eine Abfrage zu machen, wer was mitbringen kann, denn für Stop-Motion-Filme benötigt man einiges an Material oder Bastelbedarf. Die Technik, also iPads/Tablets und Stative, sollten natürlich in der Schule vorhanden sein. Die Stative halte ich für notwendig, um ein ruhiges Bild und eine gleichmäßige Kameraausrichtung zu garantieren. Freihändig ist das für Kinder sonst zu schwierig.
Die Beleuchtung ist ebenfalls wichtig. Hier können die Kinder aber Schreibtischleuchten, Klemm- oder portable LED-Leuchten von zu Hause mitbringen. Neuere Leuchten haben einen Akku oder einen Lightning-Anschluss, so dass diese mit dem iPad/Tablet verbunden werden können. Hier wird also kein Stromanschluss benötigt, jedoch haben gewöhnliche Schreibtischleuchten einen Netzstecker, weshalb ihr an Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen denken solltet.
Insbesondere beim Material sind die Kinder gefragt! Stolz sind sie, wenn sie Objekte aus dem eigenen Kinderzimmer für ihren Film mitbringen können. Figuren jeglicher Art bieten sich als „Darsteller“ für den Film an – egal ob Figuren bekannter Firmen oder selbstgebastelte, geknetete Figuren! Weitere Requisiten finden sich mit Sicherheit ebenfalls im Kinderzimmer eurer Schülerinnen und Schüler.
Wenn die Kulisse selbst gebastelt, gemalt wird, sollten ausreichend Bastelmaterialien vorhanden sein. Alternativ kann man auch eine weiße Pappe als neutralen Hintergrund nehmen oder man nutzt den eingebauten Green Screen Effekt der App, so dass man den Hintergrund durch ein Foto ersetzen kann, wie im Beispielfilm „Sicher im Straßenverkehr“ des ersten Beitrags dieser Reihe. Dafür benötigt man dann einen grünen bzw. blauen Hintergrund, um den Effekt zu nutzen.
Last but not least
Und wenn der Projekttag ansteht, vergesst nicht euch im kreativen Chaos zu freuen, wie schnell die Kinder die Funktionen der App begreifen und aus 400 Einzelbildern mal eben einen Stop-Motion-Film erstellen! In meinem Klassenzimmer herrschten so viel kreative Energie und Freude. Und das wiederum bestärkte meinen Entschluss das Projekt durchzuführen.
Ich hoffe ich habe euch neugierig auf dieses Medienprojekt gemacht. Probiert die App doch am besten selbst einmal aus!
Bleibt gesund und voll kindlicher Neugierde, denn die benötigen wir im Umgang mit digitalen Medien!
Wenn ihr interessiert an (digitalen) Unterrichtsbeispielen seid, dann klickt doch gerne mal in meinen Instagram-Account rein: @miss_thiel
Herzlichst,
eure Vanessa
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