1. Februar 2020
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Am Wochenende war es mal wieder so weit: Adler gegen Zebra, Attila gegen Franz oder einfach Frankfurt gegen Leipzig. Pünktlich um 15.30Uhr ertönte der Anpfiff in der 1. Fußballbundesliga und bei uns zu Hause begann das große Zittern. Papa, eingefleischter Eintracht-Fan (wie sich das für die Region gehört), hatte mit Attila auf der Couch Platz genommen. Unsere große Tochter Frieda, eingefleischter Zebra Franz-Fan (wie sich das für eine Autoren-Tochter gehört), setzte sich mit besagtem Kuscheltier daneben.

Es kam wie es kommen musste. Bereits der erste Eckball sorgte für unterschiedliche Meinungen bei den beiden Fußballexperten, die ansonsten immer in völliger „Eintracht“ zusammen die Bundesliga verfolgen. Ein nicht gegebenes Foul (aus Sicht des Papas) bekräftigte das nur wenig später. Zum Glück stand es zur Halbzeit unentschieden, so dass niemand getröstet werden musste. Exakt das waren übrigens die Worte unserer Großen und machte mir damit deutlich, was eigentlich in ihr vorging. Grundsätzlich ist sie nämlich, von Haus aus, Eintracht-Fan. Was aber nun, wenn ihr Lieblings-Adler gegen das Lieblings-Zebra spielt? Es sollen doch immer beide glücklich sein…

Soziales Lernen mit Franz Zebra Fussball

Empathie – sich in andere einfühlen

Dies blieb leider nicht so. Bereits in der 48. Minute jubelte Attila mit seinen Adlerschwingen, während Franz dicke Zebratränen aus den Augen kullerten. Die Frankfurter hatten ein Tor geschossen. Als die Nachspielzeit mit vier Minuten angezeigt wurde, keimte in Franz neue Hoffnung. Attila zitterte am ganzen Körper.

Mit dem zweiten Tor der Eintracht (in der 94. Minute) war Attilas Hochstimmung besiegelt und Franz’ Stimmung auf dem Nullpunkt angelangt. Dank beider Kuscheltiere konnte sich unsere Fünfjährige hervorragend in diese gegensätzlichen Gemütszustände einfühlen. In ihrem anschließenden freien Spiel arbeitete sie ihren inneren Zwiespalt auf und brachte mich damit auf eine neue Unterrichtsidee.


Eine objektive Sichtweise einnehmen

Jüngere Grundschüler haben oftmals noch Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen und die Meinung anderer nachzuvollziehen. Noch schwieriger ist es aber für sie, aus zwei gegensätzlichen Meinungen, den vermeintlich objektiven Sachverhalt herauszufiltern. Dabei ist genau diese Fähigkeit unheimlich wichtig, um grundsätzliche Inhalte differenziert wahrzunehmen. Immer wieder kommt es in der Schule zu Streitsituationen. Nicht selten werden hier, aber auch in allgemeinen Artikeln und Berichten, gefärbte Meinungen transportiert, ohne dass unsere Schüler dies erkennen. Deshalb möchte ich sie dafür gerne sensibilisieren und habe das Fußballspiel als Anlass genommen. Im Kuscheltier-Rollenspiel unserer Frieda konnten sich Attila und Franz gehörig Luft verschaffen. Die kleine Reporterin beschwichtigte anschließend die erhitzten Gemüter, indem sie beiden zusprach und eine neutrale Darstellung formulierte.

Rollenspiele nutze ich sehr gerne im Unterricht. Gerade im Hinblick auf empathische Betrachtungsweisen habe ich damit sehr positive Erfahrungen gemacht. Da es mir trotzdem wichtig ist, dass die Kinder lernen, wichtige Kernaussagen schriftlich zu fixieren, habe ich in diesem Fall ein Arbeitsblatt erstellt. Hier geben Attila und Franz ihre subjektive Meinung zum vergangenen Fußballspiel wieder. Die Kinder sollen zunächst markieren, woran man diese erkennt. In einem zweiten Schritt sollen sie dann eine passende neutrale Aussage tätigen. Diese können sie abschließend in einem Bericht zusammenfassen. Neben der objektiven Betrachtungsweise erarbeiten sich die Schüler somit sogar noch einen Einstieg in die journalistische Textform „Bericht“.


Vielleicht habt ihr ja auch Lust diese Arbeitsweise auszuprobieren. Spätestens am 04. Februar ist es nämlich wieder soweit. Im DFB-Pokal trifft Franz erneut auf Attila. Hierfür zitiere ich gerne Andreas Möller: „Ich habe vom Feeling her ein gutes Gefühl.“ Wobei ich nach Ron Atkinson die Prognose wage: „Es könnte so oder so ausgehen.“ In diesem Sinne: „Haltet die Luft an und vergesst das Atmen nicht.“ (Johannes B. Kerner)

Herzlichst,
eure Theresa


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