27. Mai 2019
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Was bedeutet Achtsamkeit und was nützt sie uns?

In der Beitragsreihe „Achtsamkeit – Übungen für den Schulalltag“ habe ich euch die Zebra Achtsamkeitskartei vorgestellt, die kleine Übungen bereithält, um mit Kindern Achtsamkeit zu schulen. Die Reihe endet mit der Königsdisziplin, nämlich der Meditation. Was aber bedeutet Achtsamkeit nochmal und was bringt es, diese mit unseren Schülerinnen und Schülern zu praktizieren?

Achtsamkeit ist eine buddhistische Praktik, die als Schritt zur Erleuchtung gesehen wird. Zentral ist hierbei die Wahrnehmung. Es geht darum, den Moment wachsam und neutral zu erleben, ganz ohne Bewertung. Das ist jedoch leichter gesagt als getan! Vielleicht kommt euch die nachfolgende Situation bekannt vor?

Pause im Lehrerzimmer; ihr glaubt, der Unterhaltung einer Teamkollegin zu folgen, aber euer Geist liefert euch unaufhörlich Gedanken: Was für schöne Schuhe sie anhat! Ich muss auch unbedingt mal in die Stadt und mir etwas Neues gönnen … Ah, und zum Friseur muss ich ja auch noch. Da muss ich in der nächsten Pause direkt anrufen, sonst haben die zu … Na endlich öffnet jemand mal das Fenster! … Apropos Anruf, ich muss die Ergotherapie von Schüler XYZ noch zurückrufen … Mist, die Pause ist gleich zu Ende und ich muss noch zur Toilette und an den Kopierer …

Wie oft erleben wir es, dass wir nicht präsent sind. Beispielsweise haben wir uns vorgenommen, dem Gespräch mit der Freundin oder einer Konferenz aufmerksam zu folgen, jedoch liefert unser Geist uns ständig Bilder, denen wir nachgehen und somit abschweifen. Beobachtet euren Geist einfach mal bei der nächsten Unterhaltung, ob nun privat oder dienstlich. Wie schwer es ist mit allen Sinnen im Jetzt zu bleiben, ist vielen von euch, denke ich, bewusst. Hinzukommt, dass, wenn man seinen Geist herumrennen lässt, man ein Wechselbad der Gefühle erlebt: von Freude über Neid hin zu Stress und Ärger o. Ä.

Mit Achtsamkeit lernt man jedoch, seine Wahrnehmung zu lenken und somit alles Unwesentliche auszublenden. Durch kontinuierliches Üben können wir klarer sehen. Wir erhalten Abstand zu unseren Emotionen und verfallen nicht wieder in alte Muster. Mit dem Abstand zu unseren Emotionen ist nicht gemeint, dass wir unsere Gefühle ignorieren. Ganz im Gegenteil! Es ist sehr wichtig, diese wahrzunehmen, jedoch beobachten wir sie nur. Denn wenn wir unsere Gefühle annehmen, sie also sehen, dann können wir sie auch wieder loslassen. Ärger, den wir verspürt haben, verblasst dann viel schneller und wir sind in der Lage, anschließend mit etwas Abstand über die vorangegangene Situation zu sprechen, die den Ärger ausgelöst hat. Die Ursache beispielsweise des Ärgers zu erforschen, wäre dann der nächste Schritt. Emotionale Selbstregulation ist also ein ganz wichtiger Nutzen von Achtsamkeit, ebenso die Verringerung von Stress. Die Sozialkompetenzen werden gestärkt und das Wohlbefinden gesteigert. Ein weiterer sehr wichtiger Nutzen ist, dass mit kontinuierlicher Praxis die Aufmerksamkeit verbessert wird. Wie oft beklagen wir uns über die abnehmende Aufmerksamkeitsspanne unserer Schülerinnen und Schüler, aber kaum jemand bringt den Kindern bei, wie sie ihre Konzentration, ihre Aufmerksamkeit schulen können. Die Beiträge zum Thema hier im Zebrafanclub sollen dafür sensibilisieren.

Franz Zebra Achtsamkeitskartei

Mit dem Motto des Monats für mehr Achtsamkeit sensibilisieren

Neben der Zebra Achtsamkeitskartei, die jede Lehrkraft für ihre Klasse kostenlos nutzen kann, bietet ein Motto des Monats die Möglichkeit, Achtsamkeit in der Schule oder in der eigenen Klasse einzuführen. Das Motto des Monats (oder vielleicht sogar der Woche) ist bereits an einigen Schulen im Schulkonzept verankert und greift (Schul-)Regeln bzw. allgemeine Normen und Werte auf, die auf Schildern im Eingangsbereich bzw. an den Klassenzimmertüren visualisiert werden. Es ist ein Bestandteil des Sozialen Lernens und wiederholt somit einen Themenbereich des Sachunterrichts auf kontinuierliche Weise. Ein typisches Beispiel für das Motto des Monats wäre: „Wir spielen gemeinsam und schließen niemanden aus“ oder „Wir helfen uns gegenseitig“.

Es obliegt dem Kollegium einer Schule, wie das Motto des Monats in den Klassen aufgegriffen wird. So kann man am Ende einer Woche über das aktuelle Motto im Gesprächskreis reflektieren und die Kinder fragen, ob es eine Situation gab, in der sie beispielsweise einem anderen Kind helfen konnten. Man könnte auch zum Motto des Monats schreiben und malen lassen. Vielleicht ergeben sich dadurch schöne Geschichten über Fairness und Hilfsbereitschaft, die man zu einem Klassenbüchlein binden kann. In jedem Fall wird für das Motto sensibilisiert und das soziale Lernen gefördert.

Wie könnte also ein Motto des Monats zum Thema Achtsamkeit lauten? Achtsamkeit bedeutet schlichtweg auch, achtsam mit sich und anderen umzugehen. Also verbinden sich Komponenten des sozialen Lernens äußerst gut mit dem Thema Achtsamkeit, weshalb ich einige allgemeine Mottos zu Beginn mit aufgelistet habe.

Folgende Zebra Achtsamkeitsmottos des Monats findet ihr am Ende dieses Beitrages zum kostenlosen Download.

  • Wir sind hilfsbereit.
  • Wir begrüßen und verabschieden uns.
  • Wir teilen miteinander.
  • Wir spielen gemeinsam und schließen niemanden aus.
  • Wir gehen freundlich und höflich miteinander um.
  • Wir nehmen mit unseren 5 Sinnen wahr.
  • Wir sind mitfühlend.
  • Wir vertrauen einander.
  • Wir sind geduldig miteinander.
  • Wir sind dankbar.
  • Wir sind aufmerksam und achten aufeinander.
  • Wir achten auf unsere Gefühle.
  • Wir achten auf unsere Worte.
  • Wir achten auf unsere Gedanken.

Einsatz des Zebra-Mottos des Monats

Ob die Zebra Achtsamkeitsmottos nur für die eigene Klasse oder doch in der ganzen Schule aufgegriffen werden, obliegt euch. Es ist ratsam, das ausgewählte Motto zu Beginn eines neuen Monats in der Klasse vorzustellen und mit den Schülerinnen und Schülern dessen Bedeutung zu besprechen. Was heißt es, wenn wir sagen, „Wir sind dankbar“? Wofür kann man dankbar sein? Warum kann und sollte man dankbar sein? Und was macht das mit uns? Oder was bedeutet es, wenn wir sagen, „Wir achten auf unsere Worte“? Überlegt mit den Kindern gemeinsam und gebt ihnen den Auftrag, in diesem Monat bzw. in dieser Woche einmal ganz genau beispielsweise auf die eigenen Worte zu achten; denn was einmal gesagt ist, kann nicht mehr zurückgenommen werden. Man kann es hinterher nur mit Entschuldigungen wiedergut-, jedoch nicht rückgängig machen. Oder beim Motto „Wir nehmen mit unseren fünf Sinnen wahr“ – also Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Mit ihren Sinnen können die Kinder den Moment erforschen und wahrnehmen. Die Bewusstmachung des Wahrnehmens führt zur Sensibilisierung eines jeden Mottos und damit zu mehr Achtsamkeit.

Natürlich können die Kinder auch am Ende jeder Woche einen Eintrag in ihr Achtsamkeitstagebuch zum Motto des Monats vornehmen oder ihr reflektiert mündlich darüber. In der Handhabung seid ihr frei, jedoch sollten die Mottos sowie deren Reflektion in irgendeiner Form in der Klasse aufgegriffen werden.

In den Zebra Achtsamkeitsmottos zum kostenlosen Download findet ihr auch eine Blankovorlage, denn natürlich könnt ihr die Mottos auch um eigene erweitern! Welche fallen euch ein? Was fehlt eurer Meinung nach noch?

Postet eure Mottos doch einfach hier als Kommentar, denn durchs Teilen können wir alle unsere Sammlung erweitern!

Ich bedanke mich ganz herzlichst bei euch fürs Reinklicken und wünsche euch viel Freude beim Ausprobieren. Bleibt achtsam – Namasté!

Vanessa Thiel


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