3. April 2019
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Mehr Mindful Moments im Schulalltag

In den bisherigen Beiträgen habe ich euch einige Achtsamkeitsübungen vorgestellt und versucht, für das Thema in der Schule zu sensibilisieren. Da unsere Gesellschaft sich rasant verändert, ist es umso wichtiger zu lernen, innezuhalten, sich selbst regulieren zu können und auf seine Gefühle und Empfindungen zu achten. Achtsamkeit auszuüben trägt enorm zum Wohlbefinden bei, sofern man sie kontinuierlich praktiziert. Daher ist es wichtig, schon in der Schule den Grundstein für ein gesünderes Leben zu legen.

Die Zebra Achtsamkeitskartei ist vielleicht ein kleiner Schritt in diese Richtung. Die Übungen der Kartei sind weitestgehend kürzere und kleinere Rituale, die die Kinder angeleitet oder eigenständig ausführen können. Etwas zeitintensiver ist dagegen die Meditation, die ebenfalls zu einem achtsamen Leben gehört und die ich euch nachfolgend ans Herz legen möchte.


Meditation – ein Anstoß zur Schulentwicklung?

Wenn man auf das Wort Meditation bzw. Meditieren stößt, dann verbindet man dies oft mit einem religiösen Kontext. Und das stimmt auch, denn Meditation ist eine Praktik, die in vielen Religionen bzw. Glaubensrichtungen seit Jahrhunderten ausgeübt wird und dort ihre Wurzeln hat. Insbesondere im Buddhismus hat die Meditation einen sehr hohen Stellenwert. Schon die Kleinen lernen dort zu meditieren.

In den vergangenen Jahren konnte man beobachten, dass das Thema Meditation mehr und mehr zu uns in den Westen vorgedrungen ist und als Trend auch außerhalb eines religiösen Kontextes praktiziert wird. Man kann Seminare und Kurse belegen oder Apps downloaden, die in die unterschiedlichen Techniken einführen, denn es gibt eine große Meditationsvielfalt.

Außerhalb Deutschlands haben sich bereits einige Schulen auf den Weg gemacht und das Thema Mindfulness in ihr Schulkonzept integriert. Es gibt die unterschiedlichsten Modelle. Eine Schule in Baltimore, im US-Bundesstaat Maryland, hat beispielsweise die erzieherischen bzw. pädagogischen Maßnahmen durch Meditation ersetzt. Meditation statt detention lautet ihr Motto. Ein kurzer Bericht von CNN stellt diesen tollen Ansatz vor.

Auch hierzulande haben wir unterschiedliche Erziehungskonzepte. Ob Silentium, Pausen-Stopp-Raum, Trainingsraum – allesamt sind es Maßnahmen, um Kinder aus Konfliktsituationen herauszulösen und ihnen die Möglichkeit zu geben, über ihr Verhalten nachzudenken.

Dies alles sind Zeichen eines Umdenkens im Erziehungsfeld der Schule. Kann also Meditation einen größeren Stellenwert in unseren Schulen einnehmen? Da aller Anfang bekanntermaßen schwer ist und im Kleinen beginnt, fangen wir doch am besten im Klassenzimmer damit an.


„Freude tanken“ und Zuversicht gewinnen

Die Meditation „Freude tanken“ ist eine Meditation zum Entspannen und daher schlichtweg eine kleine Pause vom Schulalltag, in der die Kinder „Freude“ (alternativ Energie, Kraft o. Ä.) tanken und ihre „Akkus“ wieder aufladen können.

„Freude“ habe ich gewählt, weil das für mich die Basis ist, um einen gelungenen und erfüllten Tag zu erleben. Wenn ich voller Freude bin, bin ich positiv eingestellt, gehe also mit Freude und Optimismus durch den Tag und im Schulkontext bedeutet das, Lernaufgaben erfolgreicher zu meistern ebenso wie soziale Beziehungen.

Die Gelingensbedingungen sind optimal, wenn ich mit Freude und voller Zuversicht durch den Tag gehe. Dankbarkeit spielt hierbei auch wieder eine Rolle. Wer Dankbarkeit regelmäßig praktiziert, wird auch mehr Freude empfinden können und sich von eventuellen Rückschläge weniger beeindrucken lassen. Daher heißt es, Geduld und Ausdauer mitzubringen! (Auch das kann man übrigens trainieren;-)


Anleitung zur geführten Achtsamkeitsmeditation

Wichtig für das Meditieren ist es, vorab den Klassenraum gut zu lüften und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Auch das Verhalten vor, während und nach einer Meditationseinheit solltet ihr mit euren Kindern besprechen. Denn wie so oft in der Schule gibt es auch dafür Regeln, wie z. B. nicht zu sprechen, die Hände bei sich zu behalten und nach der Meditation ruhig und langsam aufzustehen. Die Regeln müsst ihr mit den Kindern gemeinsam festlegen. Manchmal ist es vielleicht für das ein oder andere Kind nicht möglich, sich auf die Meditation einzulassen. Das ist dann auch in Ordnung, nur darf das Kind natürlich die anderen nicht stören. Ich halte es für sehr wichtig, die Regeln mit den Kindern zu thematisieren, um einen möglichst ungestörten Ablauf gewährleisten zu können. Habt ihr die Regeln gemeinsam zusammengestellt, sind sie allen bekannt und sollten auch von allen akzeptiert und respektiert werden.

Nun ist es völlig normal, dass unsere Gedanken beim Meditieren abdriften, insbesondere bei den ersten Malen. Richten wir unsere Aufmerksamkeit jedoch immer wieder auf die Atmung oder die Visualisierungsübung, fällt das „Zurückzuholen“ bald leichter. Natürlich braucht das Zeit und Übung. Doch durch diesen stetigen Rückholvorgang meiner Aufmerksamkeit zum Atem werden die neuronalen Aufmerksamkeitsnetzwerke gestärkt mit der angenehmen Folge, dass sich die Aufmerksamkeitsspanne allmählich erweitert. So gelingt es mir, während einer Meditation z. B. Wolken, die am Himmel vorüberziehen, oder Autos, die die Straße entlangfahren, nur zu beobachten. Ich bleibe jedoch im Hier und Jetzt und schaue nur zu. Ich steige in keines der Autos ein und laufe keiner Wolke hinterher.

Gerade diese Visualisierung ist übrigens für Kinder gut vorstellbar. Setzen wir uns also auf einem Berg und blicken in den blauen Himmel: Wolken kommen und ziehen vorüber. Manchmal sehen sie fluffig, weiß und weich aus, ein anderes Mal dunkel und grau.

Wählt gemeinsam mit den Kindern Situationen, die alle kennen und sich alle gut vorstellen können. Durch regelmäßiges Üben verlängert sich der Zeitraum, in dem die Kinder konzentriert ihre Beobachtung nach innen richten können. Und was für Vorteile die Schulung der Konzentrationsfähigkeit hat, wisst ihr selbst am besten. ;-)

Die Anleitung zur Meditation „Freude tanken“ könnt ihr euch unter diesem Beitrag kostenlos herunterladen. Wenn ihr nicht selbst anleiten, sondern vielleicht lieber mitmachen möchtet, dann könnt ihr auch die Audio-Datei abspielen und so gemeinsam auf Reise gehen.

Natürlich könnt ihr die Meditationsanleitung noch ausbauen oder variieren, sodass die Kinder statt Freude vielleicht Energie tanken. Probiert es aus!

Und ganz wichtig: Ihr sollt euch dabei wohlfühlen! Deshalb seht die Anleitung als Anreiz oder Muster, das ihr beliebig verändern könnt.

Ich bedanke mich ganz herzlichst bei euch fürs Reinklicken und hoffe, für den ein oder anderen von euch ein paar neue Ideen vorgestellt zu haben! Ich wünsche euch viel Freude beim Ausprobieren. Bleibt achtsam – Namasté!

Eure Vanessa


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Text: Vanessa Thiel, Aufnahme: BUCHFUNK Verlag, Johannes Ackner und David Fischbach GbR

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