6. Januar 2023
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Bei meinem Nachdenken zum Jahresbeginn wurde mir bewusst, wie dankbar ich für eine sichere Wiederkehr vieler vertrauter Rituale bin. Nicht nur die Rituale in der Schule, wie Erzählkreis, Stimmungsbarometer, Sorgenpost, Ämterverwaltung und und und …

Ich denke auch gern an meine privaten Rituale, wie die dampfende Tasse Morgenkaffee, den Lesekreis mit den Freundinnen, den Sonntagmorgen-Lauf mit sportlicher Herausforderung und und und…


Beständigkeit und Wandel

Mir ist auch klar, dass jedes noch so bekannte Ritual in seinem Verlauf nie gleich ist. In jedem Ritual ist auch Wandel. Die Kinder schlagen Veränderungen vor, in Zeit, Raum und Inhalt. Es kommen neue Rituale hinzu und einige vergehen und sind nicht mehr gefragt.

Beständigkeit ist eher subjektiv und relativ, während der Wandel eine Wahrheit ist, eine Tatsache und eine Herausforderung.

Denn im Wandel und Neubeginn zugleich liegt nach Hermann Hesse immer ein „…Zauber, der uns beglückt und der uns hilft zu leben.“(Stufengedicht).

Auch in meinem Lieblingsmärchen „Ein Mond für Prinzessin Leonore“ liegen Beständigkeit, Wiederholung und Wandel nahe beieinander.

In dem Märchen „Ein Mond für Prinzessin Leonore“ fragt am Ende der Narr – als niemand mehr einen Rat weiß – die Prinzessin selber. Ob sie sich erklären kann, wie der Mond an einer Kette um ihren Hals hängt, obwohl er doch oben am Himmel steht. Und die Prinzessin hat dafür eine einfache Erklärung vom Werden und Vergehen: Wie im Frühling die Blumen wieder wachsen, obwohl sie im Herbst alle vergingen, wie auf den Tag die Nacht folgt – so geschieht es auch mit dem Mond! …

Und mit dem neuen Jahr und den Jahreszeiten und allem überhaupt, füge ich hinzu.

Ein Mond für Prinzessin Leonore

Wiederkehr und Neubeginn

ich möchte euch nicht nur dieses besondere und zeitlose Märchen von James Thurber ans Herz legen. Ich möchte mich auch mit euch auf die wiederkehrenden Rituale im Neuen Jahr freuen, die wir als selbstverständlich annehmen. Wie zum Beispiel die Besonderheiten unsrer zwölf Monate mit all ihren Angeboten aus Natur und Kultur.

Wir erwarten mit dem Neuen Jahr natürlich auch Veränderungen, ja, wir streben sie teilweise sogar an. Mit wir meine ich nicht nur uns Erwachsene, es gilt genauso für unsere (Schul-)Kinder. Mit ihnen gemeinsam können wir die Fragen stellen, die ich in einem Arbeitsblatt für euch aufgeschrieben habe.


Mein Vorhaben zum Jahresbeginn – ein kreatives Tagebuch

Mir kam bei diesem Rückblick oder dieser Vorschau eine Idee, die gar nicht ganz neu war, die ich aber schon lange nicht mehr verfolgt hatte, nämlich mal wieder ein TAGEBUCH im Neuen Jahr zu führen. Aber ein etwas anderes Tagebuch, nicht nur ein neues.

Ich will nicht mehr notieren wie das Wetter ist, wann ich beim Frisör war, wer mich geärgert hat, was es zu essen gab, wie teuer das Benzin war. Das alles ist mir gar nicht mehr so wichtig.

Ich möchte so etwas wie ein KREATIV-TAGEBUCH führen, in dem alles, was mich anregt, interessiert, neugierig macht, was ich erinnern möchte, was mich beschäftigt, womit ich experimentieren will, seinen Platz findet.


So enthielt meine erste Probeseite – noch im alten Jahr ausgeführt – eine positive Affirmation, die ich mir ausgedacht und für mich wichtig genug fand, sie auch ins Neue Jahr mitzunehmen. Denn nicht nur meinen Schulkindern möchte ich immer wieder Mut machen, auch mir selber:

Positive Affirmation

Bevor ich den Spruch in Schönschrift aufschrieb, klebte ich ein Stück besonders attraktives Geschenkpapier als Untergrund auf die Tagebuchseite.

Darunter zeichnete ich kleine Strichfiguren, die sich die Haare rauften, den Mund verzogen, die Stirn runzelten, die Schultern hochzogen und sich kaputtlachten.

Kreative Gedanken zum Jahresbeginn

Dann fand ich noch eine Postkarte – wie man sie oft auf Vernissagen sieht, mit denen die Künstlerinnen und Künstler werben – sie lautete:

Kreative Gedanken zum Jahresbeginn

Die Postkarte war schwarz mit einem weißen  Klecks wie ein Loch in der Mitte und einem rosa Pinselwirbel. Ich habe sie einfach auf der Buchseite „weitergemalt“.

Kreatives Tagebuch führen Vorhaben zum Jahresbeginn

Ich war mit meiner ersten Tagebuch-Doppelseite sehr zufrieden und freute mich schon darauf, im Neuen Jahr richtig damit einzusteigen mit Zeichnungen, Collagen, Sprüchen, Farben, Nonsens, Ideen…

Am nächsten Tag entdeckte ich diesen Spruch von Carl Valentin.

Zitat Karl Valentin

Den Spruch klebte ich auf einen quittegelben Untergrund und malte dazu …

Und klebte dazu …

Und überlegte mir einen Unterrichtseinstieg zum Wetter …

Und und und …

Zitat von Karl Valentin auf gelbem Untergrund

Und aus diesen Gedanken heraus entwickelte ich ein Arbeitsblatt für euch, einen Prototyp für eine Kreativ-Tagebuchseite für die Kinder.

Das Arbeitsblatt eignet sich für die ersten Schultage im Neuen Jahr nach den Weihnachtsferien. Die Kinder können es noch mit eigenen Vorschlägen ergänzen und in der Klasse diskutieren;

  • Was wäre kein Problem für mich zu tun?
  • Was würde ich überhaupt nicht machen wollen?

Und nun wünsche ich euch allen einen guten Start! Lasst euch nicht unterkriegen – es gibt auch mal trübere Tage. Freut euch an dem, was euch gelingt und was euch Freude macht! Und nicht vergessen: Seid kreativ – 365 Tage im Jahr! Warum nicht?

Herzlich grüßt euch Bettina Rinderle


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