18. Mai 2020
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Hier stellen wir euch die Lesefördermethode Lesen durch Hören vor und geben gleich anpassbare Materialien zur Weitergabe an die Kinder mit: drei Texte aus dem ZEBRA 1 Lesebuch als Audio-Dateien mit jeweils einer passenden Kopiervorlage sowie Tipps, wie ihr ganz einfach selbst die Vorlesegeschwindigkeit des Textes anpassen könnt. So kann es gleich losgehen. Hörtext an und mitlesen!


Lesen lernen mit Hörtexten

Die Methode Lesen durch Hören wurde im deutschen Sprachraum insbesondere durch Steffen Gailberger bekannt und erprobt. Es handelt sich um ein Lautleseverfahren, bei dem Texte zu einer Audiodatei halblaut mitgelesen werden. Ziel ist es, die Leseflüssigkeit zu erhöhen. Flüssiges Lesen ist eine wichtige Voraussetzung für das Textverständnis. Ähnlich wie beim Tandemlesen (vgl. Rosebrock et al., S. 97 ff.) bekommt der Leser/die Leserin ein Lesemodell zur Seite gestellt – in diesem Fall den Sprecher/die Sprecherin des Hörtextes.

Gerade leseschwächere Kinder können dadurch unterstützt werden, in einem angemessenen Tempo und mit einer guten Betonung zu lesen. So können sie sich auf den Inhalt und das Rekonstruieren der Sinnzusammenhänge konzentrieren.

Bei einer zu geringen Lesegeschwindigkeit kann das Gehirn das Gelesene nicht speichern. Kinder, die nur mit Mühe einzelne Wörter entziffern, sich häufig verlesen oder gar raten, werden kaum auf den Inhalt des Textes fokussieren können. Das Lesen muss weitestgehend automatisiert ablaufen, damit die Bedeutung von Wörtern und Sinnzusammenhängen (Textkohärenz) erfasst werden kann. Auch nebenbei ablaufende Prozesse wie das Anstellen von Vermutungen über den Fortgang eines Textes, die Aktivierung des eigenen Wissens und Verknüpfung mit dem Gelesenen sind, ohne dass die Lesetechnik automatisiert abläuft, nicht möglich.

Die Leseflüssigkeit verbessert sich bei regelmäßiger Durchführung der Methode nachweislich. Das hängt auch damit zusammen, dass sich allmählich ein immer größerer Sichtwortschatz aufbaut. Dadurch kann man zu Recht von einem Transfereffekt ausgehen. Sichtbar wird dies an einem dem Text angemessenen Tempo. Zudem verbessert sich auch die Lesegenauigkeit: Die Kinder werden direkt vom Sprecher/der Sprecherin korrigiert. So werden falsch gelesenen Wörtern keine falschen Bedeutungen zugeordnet und die mühsame Selbstkorrektur durch Relektüre bleibt erspart.

Und weil das Lesen mit Hörtexten gleich doppelt so viel Freude bereitet, ist die Lesemotivation garantiert.


Und so funktioniert das Lesen lernen mit Hörtexten:

Lesen lernen mit Hörtexten funktioniert im Homeschooling fast noch besser als im Klassenzimmer. Die Texte können in Zimmerlautstärke angehört und mitgelesen werden. In der Schule empfehlen sich dafür Kopfhörer.

Wichtig ist, dass das Tempo des Lesevortrags im Hörtext an die Kompetenzen der Kinder angepasst ist. Wird zu schnell gelesen, kommt es leicht zu Frustrationen. Daher empfehlen wir zumindest im Homeschooling die beschriebene Reihenfolge:

Hörtext Niveau 1 (ggf. mehrfach lesen) – Verständnisfragen beantworten – Hörtext Niveau 2. Im Unterrichtskontext in der Schule können einzelne Kinder selbstverständlich gleich mit dem Text auf Niveaustufe 2 beginnen. Die Kinder sollten bei der Bearbeitung der Kopiervorlagen zunächst Hilfe von einem Erwachsenen erhalten. Die Schrittfolge ist ebenfalls auf den Kopiervorlagen erklärt.


Ablauf des Lesetrainings mit Hörtexten

  • Der Text wird angehört und halblaut mitgelesen. Dies wird so lange wiederholt, bis der Text (annähernd) fehlerfrei gelesen werden kann. Es bleibt frei zu entscheiden, wann das wiederholte Lesen beendet wird. Die Kinder notieren auf der Kopiervorlage die Anzahl der Fehler des letzten Durchgangs. Von Vorteil ist es, wenn eine zweite Person die Lesefehler zählt.
  • Nun werden die drei Fragen zum Text beantwortet. Dadurch kann ein Einblick gewonnen werden, ob das Gelesene auch verstanden wurde.
  • Die Kinder können sich anschließend an dem Text auf Niveaustufe 2 versuchen.
  • Angebotsweise können die Kinder den Text nun flüssig und ohne Begleitung durch die Hörfassung einem Erwachsenen vorlesen.

So passt ihr die Lesegeschwindigkeit der Sounddateien an:

Ladet euch eine App oder ein Programm herunter, mit welchem ihr Audiodateien bearbeiten könnt. Wir haben mit der verbreiteten Open Source Software Audacity gearbeitet. Hier könnt ihr euch das Programm herunterladen.

Es gibt noch mehr Tools, mit denen ihr arbeiten könnt, aber Audacity ist einfach zu handhaben und kostenlos.

Wenn ihr das Programm installiert habt, öffnet ihr damit die Zebra-Datei, die ihr bearbeiten möchtet. Danach markiert ihr per STRG+A oder „Auswählen-> „Alles“ die gesamte Tonspur. Unter dem Menüpunkt „Effekte“ findet ihr den Punkt „Tempo“. Dort könnt ihr an einem Regler ziehen und somit ganz einfach die Geschwindigkeit einstellen, die ihr benötigt. Nun müsst ihr das Ergebnis nur noch unter „Datei“ -> „Exportieren“ als .mp3 exportieren und könnt es somit mit dem Player eurer Wahl abspielen. Wenn euch die Geschwindigkeitsabstufung unserer beiden Niveaus zu gering ist, nehmt ihr die Datei Niveau 2 (das ist die Originaldatei) und passt sie euren Gegebenheiten an.


Wir hoffen, euch gefällt die Methode. Dann probiert sie doch gerne aus und berichtet uns eure Erfahrungen. So können wir wissen, ob es sich lohnt, noch weitere Hörtexte zur Verfügung zu stellen. Und euren Schülerinnen und Schülern wünschen wir viel Spaß und Erfolg beim Lesen lernen.

Bernadette Girshausen


Literatur und Quellen

Gailberger, S. (2011): Lesen durch Hören. Weinheim und Basel: Beltz.
Rosebrock, C./Nix, D./Rieckmann, C. & Gold, A. (2011): Leseflüssigkeit fördern. Lautleseverfahren für die Primar- und Sekundarstufe. Seelze: Klett Kallmeyer.

Downloads

Audiodateien

Diese Texte wurden entnommen aus dem Zebra Lesebuch 1 und stammen aus der Feder von: Seite 33, Kennst du diese Fee? Theresa Weber; Seite 58, Emil, Carolin Gerdom-Meiering; Seite 73, Der Schmetterling, Andreas Körnich.

Kopiervorlagen


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